Pressemitteilung - 4. Oktober 2010
ProFans ruft zur Demo auf
Fanorganisationen rufen zur Fandemo am 09. Oktober 2010 in Berlin auf!
Hamburg, 1. Oktober 2010 - Nach den zahlreichen Negativschlagzeilen der letzten Spielzeit ist es jetzt – am Anfang der neuen Saison – an der Zeit durch eine fanübergreifende Aktion öffentlich zu antworten, die Vorwürfe zu kommentieren und richtig zu stellen. Deshalb rufen die drei Fanorganisationen Unsere Kurve, BAFF und ProFans gemeinsam mit weiteren Fan- und Ultragruppen aus ganz Deutschland zur Teilnahme an der Fandemonstration am 09. Oktober in Berlin auf.
Wir wollen gemeinsam für die Fankultur auf die Straße gehen, die wir leben. Wir wollen kundtun, wie bunt kreativ und vielseitig faszinierend Fankultur ist. Wir wollen es nicht zulassen, dass aufgrund weniger negativer Vorkommnissen sämtliche positive Elemente in den Schatten gestellt werden und Fußballfans von den Medien, aber auch seitens Offiziellen von DFB/DFL stets als Problem dargestellt und von der Bevölkerung in dieser Folge auch so wahrgenommen werden. Denn Eines ist sicher: Fußball ist nur mit uns das, was alle fasziniert!
ProFans-Sprecher Philipp Markhardt verdeutlicht noch einmal die Zielstellung: „Unter dem Motto „Zum Erhalt der Fankultur“ fand bereits im Jahr 2002 in Berlin eine gemeinsame Demonstration von Fans verschiedenster Vereine statt und auch 2005 wurde mit der Demonstration in Frankfurt ein klares Zeichen für den Erhalt der Fankultur gesetzt. Mit der jetzigen Demo wollen wir den Bogen zu 2002 schlagen und das damals begonnene Engagement endlich zu einem positiven Ergebnis weiterführen, so dass schlussendlich spürbare Verbesserungen für die Fans entstehen“.
Bei der diesjährigen Demo wird auf die aktuellen Probleme von Fußballfans und Gefahren für unsere Fankultur hingewiesen:
Fanutensilien als essentielle Elemente, die Kreativität und Farbe unserer Kultur ausmachen, stehen oft großen Restriktionen, Einschränkungen und Verboten gegenüber, die oftmals reine Schikane und Machtdemonstration sind und so gut wie nie auf realen Sachzwängen beruhen. Dem muss durch eine bundesweit verbindliche Regelung ein Ende gesetzt werden!
Auf die Wünsche und Bedenken oder Argumente der Fans bei der Erstellung des neuen Anstoßzeitenkonzepts, sowie bei den aktuellen Spieltagsterminierungen wird keine Rücksicht genommen. Für die Fans wird es dadurch immer schwieriger Ihrer Mannschaft zu den Spielen zu folgen und sie zu unterstützen. Wir fordern Spielpläne, die endlich denen gerecht werden, die ihre Mannschaft immer und überall unterstützen!
Wenn sich die Fans „gegen den modernen Fußball“ aussprechen, dann wehren Sie sich gegen eine maßlose Entwicklung, die alle anderen Interessen der Profitmaximierung unterordnet. Der Verkauf von Stadionnamen, die Variation der Vereinsfarben und eine zunehmende Steigerung der Eintrittskartenpreise, um nur einige Ausprägungen zu nennen, werden zukünftig nicht mehr einfach so hingenommen. Dies zeigt ganz aktuell auch die Kampagne “Kein Zwanni für nen Steher” die von den Dortmunder Fans initiiert wurde, da die Ticketpreise zum Derby gegen Schalke im Vergleich zum Vorjahr um über 50 Prozent gesteigert wurden. Aber auch andernorts sieht die Situation nicht besser aus. So boykottieren einige Bremer Fangruppen geschlossen die Heimspiele Ihrer Mannschaft in der UEFA Championsleague, da auch dort die Kartenpreise eine Grenze überschritten haben, die einfach nicht mehr zumutbar sind.
Die Vergabe von Stadionverboten VOR dem Beweis der Schuld des Betroffenen stellen keine Präventivmaßname dar, wie von offizieller Seite behauptet, sondern sind de facto eine Strafe und widersprechen rechtsstaatlichen Grundsätzen. Durch in der Regel überzogene und unverhältnismäßige Strafen wird das Vertrauen der (meist jugendlichen) Betroffenen in den Rechtsstatt und der Gerechtigkeit allgemein erschüttert, denn sie werden in nicht unerheblichem Maß kriminalisiert. Stadionverbote dürfen nur das allerletzte Mittel der Sanktionierung sein und müssen auf erwiesener Schuld beruhen! Alles andere ist ungerecht!
Eine Eintragung in die berüchtigte Datei Gewalttäter Sport, die meist auf vagen Verdachtsmomenten und subjektiven Einschätzungen beruht, unabhängig davon ob sich der Fan tatsächlich etwas zu Schulden hat kommen lassen oder nicht, führt im Extremfall zu Ausreiseverboten, Meldeauflagen, Stadtverboten und den sogenannten Gefährderansprachen. Sie dienen einzig der Datenerhebung und zur Erstellung einer Vita des Betroffenen, der nicht einmal über seinen Eintrag informiert wird. Das heißt, dass dieser sich im Falle seiner Unschuld nicht gegen einen Eintrag wehren kann. Transparenz hinsichtlich ihrer Führung ist das Mindeste, was wir verlangen, damit niemand zu Unrecht darin geführt wird!
Sandra Schwedler fügt hinzu: „Die Datei wurde auf dem Rechtsweg über mehrere Instanzen als unzulässig eingestuft und erst durch eine nachträgliche Rechtsverordnung des Bundesrates am Tag der Urteilsverkündung vor dem Bundesverwaltungsgericht legitimiert. Dabei spricht es Bände, dass eine Debatte im Bundestag vermieden worden ist, um diese Änderung vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Bezeichnend ist, dass die Daten, die vor dem Inkrafttreten besagter Rechtsverordnung – und damit unrechtmäßig – gespeichert wurden, nicht gelöscht werden sollen.“
Natürlich sind wir uns bewusst, dass die geforderten Freiheiten auch Verantwortung mit sich bringen. Deshalb begrüßen wir es sehr, dass innerhalb der verschiedenen Fanszenen eine selbstkritische Reflexion der eigenen Handlungsweisen eingesetzt hat, um auch auf die Fehler und Versäumnisse unsererseits zu reagieren.
Die Demo „Zum Erhalt der Fankultur“ ist erst der Anfang und der Beginn einer längerfristig angelegten Kampagne, bei der jeder Fan eingeladen ist mitzuwirken. Es wurde die Internetseite http://www.erhalt-der-fankultur.de eingerichtet, auf der künftig über sämtliche Beiträge und Aktionen für diese Kampagne berichtet wird. Auf der Internetseite sind auch weiterführende Texte und Hintergrundinformationen zur Fandemo am 09. Oktober 2010 in Berlin zu finden. Neben dem eigentlichen Demonstrationszug sind aktuell eine ganze Reihe interessanter Redebeiträge zu den einzelnen Themenfeldern geplant. Aktuell haben bereits mehr als 30 Fanszenen aus ganz Deutschland zugesagt und der Kreis der Unterstützer und teilnehmenden Fangruppen wird von Tag zu Tag größer, was uns auf einen positiven Verlauf der Demo hoffen lässt.
Zum Erhalt der Fankultur!
ProFans