Pressemitteilung - 21. November 2012
Fanorganisationen erfreut über Kurskorrektur der DFL, äußern jedoch weiterhin Kritik
Hamburg/Mainz, 21.11.2012 – Seit dem 15.11.2012 liegt den Vereinen der oberen Fußballligen das überarbeitete Konzept der DFL-Kommission “Stadionerlebnis” vor. Die Fanvertreter in der AG “Fanbelange & Fanarbeit” des DFB wurden von Vertretern der DFL über die getätigten Änderungen unterrichtet. Nun haben Fans und Vereine Zeit, sich bis zum 22.11.2012 schriftlich dazu zu äußern, bevor am 12.12.2012 über die einzelnen Punkte abgestimmt werden soll. Die beiden Fanorganisationen “ProFans” und “Unsere Kurve” begrüßen die Richtungskorrektur des Ligaverbands und erachten den Weg des Dialogs als längst überfällig.
Durch die breite Kritik an der ersten Version des Konzeptes wurden bundesweit Gesprächsgrundlagen zwischen Vereinen und Fans geschaffen. Diese gilt es nun auszubauen, indem allen Beteiligten die notwendige Zeit eingeräumt wird, ohne dass einzelne Zwischenfälle zu einer neuen Hysterie führen. Ziel sollte und muss es sein, ein Papier zu formulieren, das von allen beteiligten Seiten mitgetragen werden kann. Die wegen der thematischen Komplexität notwendige Zeit sollte unbedingt aufgebracht werden und eine Entscheidung demnach nicht über das Knie gebrochen werden. Auch die zweite Version des Diskussionspapiers ist keineswegs tragfähig seitens der Fanorganisationen. “ProFans” und “Unsere Kurve” fordern daher die Kommission auf, keine Anträge diesbezüglich für eine Entscheidung am 12.12. zu stellen.
Trotz erster positiver Ansätze enthält die überarbeitete Version weiter Punkte, die für “ProFans” und “Unsere Kurve” nicht diskutabel sind. “Das neue Papier enthält zwar das Wort Vollkontrollen nicht mehr, dennoch findet man weiterhin Umschreibungen, die letzten Endes darauf hinauslaufen. Solche Kontrollen greifen zu sehr in die Persönlichkeitsrechte aller Fans ein, weswegen wir das Entkleiden weiter kategorisch ablehnen. Dies ist auch nur einer von weiteren sehr kritischen Punkten” erklärt Philipp Markhardt, Sprecher von “ProFans”.
Ähnliche Kritik äußert Ben Praße, Sprecher von “Unsere Kurve”: “Auch sind weiterhin Kollektivstrafen ein großes Thema. Hier ist der DFB in der Pflicht, die Sportgerichtsbarkeit zu reformieren und endlich nach rechtsstaatlichen Prinzipien vorzugehen!”
Die beiden Fanorganisationen arbeiten derzeit unter Hochdruck an ihren Stellungsnahmen. “Die Kürze der Zeit lässt leider nicht viel Raum für eine intensive Ausarbeitung, jedoch können wir viele Punkte aufführen, die wir schon in der ersten Version kritisiert haben. Wir wünschen uns, dass sich die Verbände endlich dem Druck der Politik entgegen stellen. Zeit ist ein bedeutender Faktor, den der angestoßene Prozess benötigt! Man darf hierbei auch nicht vergessen, dass nahezu alle unabhängigen Fanvertreter ehrenamtlich arbeiten.”, erklärt Praße.
Die aktuell veröffentlichten Zahlen der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze der Polizei (ZIS) sorgen leider nicht für ein ruhigeres Arbeitsklima. “Auf den ersten Blick wirken die Zahlen erschreckend und jeder Verletzte ist einer zu viel”, betont Markhardt, “aber wenn man sie in Relation zum Zuschaueraufkommen setzt und mit anderen Großveranstaltungen vergleicht, wirken sie gleich weniger bedenklich. Ebenso vermissen wir seit Jahren eine genaue Aufschlüsselung dieser nackten Zahlen. Verletzte durch Pfeffersprayeinsätze der Polizei oder auch Behandlungen wegen übermäßigem Alkoholkonsum deuten nicht auf einen Anstieg der Gewaltbereitschaft bei Fans hin. Ebenso fehlt eine Statistik, wie viele der eingeleiteten Verfahren tatsächlich zu einer Verurteilung führen.”
“Unsere Kurve” und “ProFans” appellieren daher weiter, die Thematik sachlich und objektiv anzugehen und jede Form von Populismus zu vermeiden. Aus Sicht der beiden Organisationen hat sich aktuell die entscheidende Möglichkeit aufgetan, gemeinsam Probleme zu erkennen und Lösungen zu entwickeln. Dazu gilt es, die Fans und ihre Anliegen ernst zu nehmen, den angestoßenen Dialog ehrlich, konstruktiv und auf Augenhöhe fortzuführen und Fans auch in die Entscheidungsfindung mit einzubeziehen.