DFB-Menschenrechtskongress – ohne ProFans

Berlin, den 17. September 2022

Unbeirrt hält der DFB an seinem Kurs fest, durch seine Teilnahme die Weltmeisterschaft zu unterstützen, die unter Einsatz extrem diskriminierter, entwürdigter und in vielen Fällen gar zu Tode gekommener Wanderarbeiter in Katar ermöglicht wurde. Die offensichtliche Mehrheit der Fußballinteressierten hierzulande ist gegen eine deutsche Beteiligung. Der DFB hat jedoch sogar den Vorschlag einer Befragung der ihm zugehörigen Menschen rundheraus abgelehnt. Nicht nur die dem Bündnis ProFans angeschlossenen Gruppen fragen sich, wie man sich an Fußballspielen erfreuen soll, für die Menschen geopfert wurden. „Vor allem Bauarbeiter wurden so schlechten Bedingungen ausgesetzt, dass die tragischen Folgen zwangsläufig eintraten. Bewusst wurde es in Kauf genommen, dass Menschen zu Tode kamen“, kommentiert Pressesprecher Sig Zelt und führt außerdem an: „Dass die Diskriminierung auch dienstleistendes Personal während der WM betrifft und dass nicht-heterosexuelle Fußballfans sich in Katar unsicher fühlen müssen, kommt hinzu. Israelischen Fußballfans bleibt es gar von vornherein verwehrt, dabei zu sein.“

Ein Rückzieher des DFB zur rechten Zeit hätte Potential für eine weltweite Welle der Solidarität gehabt. Stattdessen gibt es nun am kommenden Montag in Frankfurt einen „Menschenrechtskongress“. Glaubt man beim Verband tatsächlich daran, dass sich durch edle Botschaften die Menschenrechtssituation in Katar verbessert? Hat das jemals in der Vergangenheit funktioniert? Ja, auch ein Boykott käme für die Opfer zu spät. Aber er wäre immerhin ein Signal an künftige Bewerberländer: Wollt ihr ein schillerndes Fest des Sports mit weltweiter Aufmerksamkeit, dann reichen ein paar kleine Korrekturen auf dem Papier nicht mehr aus. 

„Neben belastbaren Handlungen wäre eine klare Haltung gegenüber den offiziellen Repräsentanten und Machthabern Katars angebracht, anstatt dass wir uns gegenseitig beweihräuchern“, findet ProFans-Sprecher Jörn Brauer deutliche Worte in Richtung DFB. Das Fanbündnis sieht in dem Kongress einen weiteren Versuch des DFB, sich reinzuwaschen mit praktisch folgenlosen, plakativen Aktionen, wie etwa, als man „Human Rights“ auf Trikots gemalt hat. 

Der Kongress hat offensichtlich eher die Funktion, das Gewissen der DFB-Führung zu beruhigen und den Verband in der Öffentlichkeit als engagiert in Sachen der Menschenrechte darzustellen. Doch die Zahl derer wächst, die längst bemerkt haben, wie auffällig bei dem Verband salbungsvolle Worte und tatsächliches Handeln allzu oft divergieren. Sprecher Nicolai Mäurer fasst zusammen: „An einem solchen Whitewashing will sich ProFans nicht beteiligen.“ 

 

ProFans, im September 2022