Der Fankongress war für uns von ProFans als Veranstalter ein voller Erfolg. Wir blicken auf ein ereignisreiches Wochenende zurück. Die Veranstaltungen waren für alle Beteiligten intensiv und fruchtbar. Der Fankongress hat unsere Dialogbereitschaft einmal mehr unter Beweis gestellt. Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass diese Dialogbereitschaft auf noch mehr Resonanz bei den zuständigen Entscheidungsträgern trifft. 550 Teilnehmer von über 60 Vereinen auf einem von Fans selbst organisierten und finanzierten Kongress und sachliche Diskussionen zeigen auf, wie differenziert, ernsthaft und reflektiert sich die Fanszene im Jahr 2012 darstellt. Von den Teilnehmern haben wir ein durchweg positives Feedback bekommen. „Dieser Fankongress ist wichtiger als der in Leipzig“, so Thomas Schneider von der DFL. Wir freuen uns, dass der Fankongress 2012 so gut geklappt hat und bedanken uns bei allen Teilnehmern. Als wir nach der Fandemo die Idee zu diesem Kongress entwickelten, ahnten wir noch nicht, was für eine Mammut-Aufgabe vor uns liegen würde. Auch der DFB-Sicherheitsbeauftragte Hendrik Große Lefert fand lobende Worte: „Die Organisation hat mich beeindruckt.“ Für uns war es wichtig, die Bedeutung von Fans und Fankultur für den Fußball zu unterstreichen. Wir Fans sind ein wichtiger Teil des Phänomens Fußball. Auf dem Fankongress wurden wichtige Fragen zu unterschiedlichen Themen rund um dieses Phänomen von Fans und anderen Akteuren des Fußballs zusammen besprochen.

Danke dass Ihr an diesem Wochenende mit dem Fankongress 2012 einen weiteren Schritt mit uns gegangen seid. Danke an alle, die zum Gelingen des Fankongresses beigetragen haben. Wir hoffen, dass alle am Fußball beteiligten Akteure diesen mit dem Fankongress beschrittenen Weg zusammen mit uns weitergehen.

Im Folgenden nun die Ergebnisse aus den einzelnen Themengebieten:

Wem gehört der Ball? Der Fußball zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und Privatrecht

Stadionverbote: Präventivmaßnahme oder Ersatzstrafrecht?

Bei der Diskussion zum Thema Stadionverbote wurden grundsätzlich bekannte Positionen ausgetauscht. Während der DFB, vertreten durch Hendrik Große Lefert, und André Waiß, Sicherheitsbeauftragte Energie Cottbus, Stadionverbote als probates Mittel ansehen, um nicht erwünschte Personen nicht in die Stadien zu lassen, sehen Fanprojekte, Sozial-Wissenschaftler, Juristen und Fanvertreter dieses mit anderen Augen. Auf der einen Seite wurde die Sinnlosigkeit der Stadionverbote als Werkzeug hervorgehoben. So sagte Antje Hagel vom Fanprojekt Offenbach: „Ausschluss ist keine Lösung.“ Auf der anderen wurde von den anwesenden Juristen deutlich unterstrichen, dass das Stadionverbot in der momentan Form gar nichts anders als ein Ersatzstrafrecht bewertet werden kann. „Hier wird ein Verhalten beurteilt, dass jemand an den Tag gelegt hat und daraufhin eine Sanktion ausgesprochen. Es findet keine Beurteilung der Zukunft statt. Dieses geschieht auch oft auf Empfehlung der Polizei, somit wird die deutsche Rechtsprechung ausgehebelt und quasi ein Ersatzstrafrecht geschaffen.“ erklärt Marco Noli von den Fananwälten. Hendrik Große Lefert betonte wiederholt, dass er die verschiedensten Anregungen aus den Fanszenen und den Referenten mitnehmen würde und bereit sei, über bestimmte Ansätze zu reden „Ich bin lösungsorientiert“. Er räumte weiterhin ein, dass „es bezüglich der Prozesse bei vielen Vereinen noch Optimierungsbedarf gäbe“. Dass es aber nicht nur bei den Vereinen, sondern auch beim DFB die Prozesse rund um die Stadionverbote optimiert werden müssen, belegten zahlreiche Beispiele zum Ende der Veranstaltung. Gerade der DFB spricht vermehrt Massen-Stadionverbote auf Empfehlung der Polizei aus. In der AG Fanbelange soll das Thema nun mit hoher Priorität behandelt werden.

Geld regiert die Welt? Einflussfaktoren auf die Anstoßzeiten.

Auch beim Thema Anstoßzeiten, kam es zu einer angeregten Diskussion, wobei aufgrund der Zeit auch hier längst nicht alle Facetten dieses komplexen Themas behandelt werden konnten. Holger Hieronymus gab einen kurzen Einblick in den Ablauf der Spieltagsterminierung, während Dirk Grosse die Veränderungen von 1985 bis heute, vor allem auf Hinblick auf die gestiegenen Zuschauerzahlen in den Stadien, beschrieb. Auf die Nachfrage, ob die Zersplitterten Spieltage sich denn auf die Einschaltquoten auswirken würden, entgegnete Dirk Grosse, dass Einschaltquoten für Sky keine Rolle spielen würde: „Unserer Maß ist die Kundenzufriedenheit.“ Tim von Frenetic Youth Kaiserslautern sprach über die Probleme der Fans und auch durch die Beteiligungen aus dem Publikum wurde deutlich, dass sich vor allem drei brennende Problemfelder ergaben: Die späte Terminierung der Spieltage, die Zerstückelung auf bis zu neun verschiedene Anstoßzeiten in den ersten beiden Ligen (in Zusammenspiel mit den Anstoßzeiten an Werktagen) und die nicht vorhandene gleiche Verteilung bei den Ansetzungen. Holger Hieronymus erklärte, dass jeder Verein ungefähr gleich viele Spiele an den unterschiedlichen Tagen haben sollte, räumte dann aber ein, dass das „nicht wirklich gut gelinge“. Auf die Frage des Moderators Michael Gabriel, ob sich Holger Hieronymus irgendeine Möglichkeit vorstellen könnte, auch Fans in die Planung mit einzubeziehen, entgegnete er, dass er dieses nicht entscheiden könnte, da spielten auch noch z.B. die Vereine eine Rolle. Somit bleibt auch weiterhin eine der wichtigsten Fragen von dieser Diskussionen unbeantwortet, die Tim am Anfang stellte: „Von welchen Fans reden Sie, wenn Sie auf Ihrer Homepage schreiben, Sie würden Faninteressen bei den Ansetzungen berücksichtigen?“

Fankultur als soziales Phänomen

Kein Zwanni für nen Steher!

Fußball muss bezahlbar sein. Zu hohe Ticketpreise schließen sozial schwächer gestellte Fans vom Stadionbesuch aus. Dadurch wird die Sozialstruktur der Fankurven verändert und der Fußball seiner gesellschaftlichen Verantwortung nicht gerecht. Viele Fans organisieren sich in der Initiative „Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein“, um für sozial-verträgliche Eintrittspreise zu kämpfen. Vertreter aus München berichteten aus eigener Erfahrung, dass schon jetzt nicht mehr jeder in der Lage sei, sich regelmäßig den Stadionbesuch zu leisten. Dieses Beispiel sollte Warnung sein, das Thema nicht nur halbherzig zu behandeln, sondern eine nachhaltig soziale Preisgestaltung bundesweit als eine zentrale Forderung aller Fans auszurufen. Es ist zu wünschen, dass noch mehr Fans dem Beispiel der Kampagne (www.kein-zwanni.de/) folgen und sich mit lokaler Arbeit dem grassroots-Projekt anschließen. Diese Entwicklung betrifft nicht nur Ultras, sondern alle Stadionbesucher. Es ist an der Zeit aufzustehen und gemeinsam diese Missstände aktiv zu bekämpfen.

Mehr als 90 Minuten – Ultrà und seine Facetten

In der Veranstaltung erhielten die Teilnehmer zunächst Einblicke in die soziale Arbeit von Ultras-Gruppen. Verschiedene Beispiele für karitatives und politisches Engagement wurden dem Publikum in Kurzvorträgen aufgezeigt. In der anschließenden Diskussion äußerte sich Fanprojekt-Sprecher Thomas Beckmann positiv zum Einfluss der Ultras auf Jugendliche. Diese würden „ in den Gruppen enormen Rückhalt erfahren“. Ähnlich äußerte sich Kommunikationswissenschaftler Peter Schüngel, der „die Anführer der Gruppen als moderne Erzieher“ bezeichnete. Jacob Klemm von der Initiative Hintertorperspektive beschäftigte sich mit dem Potential der Ultras-Gruppen. Wenn die Ultras es schaffen, sich ihrer Verantwortung zu stellen und Gemeinsamkeiten zu erkennen, sind sie in der Lage nicht nur im Stadion, sondern auch in der Gesellschaft etwas zu verändern. Im Weiteren wurde auch die Kommunikation der Ultras mit den Medien kontrovers diskutiert, Spiegelredakteur Rafael Buschmann forderte die Ultras dazu auf „ihre Kommunikationsstrukturen zu professionalisieren“. Er ist der Meinung: „Ohne Ultras würde der Stadionbesuch keinen Spaß machen.“

Die Chancen und Grenzen von Selbstregulierung, Freiheit und Verantwortung in den Fankurven

Der Umgang mit den Fan-Freiheiten: ein ehrlicher Dialog? Das sogenannte St. Pauli-Modell und die Pyro-Kampagne

Nach Begrüßung und Einleitung in die Thematik, berichtete Stephan Schell von der Wilden Horde Köln aus der Praxis hinsichtlich der Anmeldung und Handhabung, sowie Definition von Fanutensilien. Es kristallisierte sich ziemlich schnell heraus, dass die verschiedenen Vorgaben der Vereine hinsichtlich der Anmeldung von Fanutensilien in vielen Fällen vollkommen unverständlich sind und erwiesenermaßen für mehr Probleme sorgen als eigentlich nötig. Dabei stellt sich prinzipiell die Frage, warum eine Anmeldung von Fanutensilien überhaupt nötig ist. „Positive Fankultur benötigt eine Plattform“ so Stephan Schell. Die positiven und vor allem kreativen Impulse, die Fanszenen auf den Fußball haben können, werden durch die derzeitige Praxis erheblich erschwert. Die Idealvorstellung von ProFans liegt darin, dass sich Fankurven hinsichtlich der Utensilien frei in ihrem Fan-Dasein ausleben können. Das sogenannte „Sankt Pauli-Modell“ sieht vor, Auswärtsfans grundsätzlich alle Freiheiten einzuräumen, diese Freiheiten für zukünftige Begegnung allerdings von der Befolgung bestimmter Verhaltensvorgaben abhängig zu machen. ProFans sieht diese Praxis schlichtweg als eine Form der Erpressung an, mit der unerwünschtes Verhalten wie etwa der Einsatz von Pyro verhindert werden soll.

Die Pyro-Kampagne ist ein anschauliches Beispiel, wie Selbstregulierung und Eigenverantwortung in den Fankurven funktionieren kann. Die Fangruppen haben sich in einem Prozess der Selbstreflexion an die selbst auferlegten Regeln gehalten und mit dem Pyro-Verzicht bewiesen, welchen Einfluss sie in den Fankurven ausüben können. Die Ernsthaftigkeit und Professionalität der Kampagne hat bewiesen, dass die Fans verlässliche Gesprächspartner sind. Der DFB hat diese Chance eines Dialogs auf Augenhöhe im Sinne des gemeinsamen Interesse nicht genutzt und den dialog- und kompromissbereiten Teil der Fans, die Tür vor der Nase zu geschlagen. Hinsichtlich der ständig gegenwärtigen Diskussion über Selbstregulierung mahnte Stephan Schell: „Wenn es so weiter geht, werden die gemäßigten Stimmen in den Fanszenen irgendwann kein Gehör mehr finden.“ Im Zuge der Debatte um den Abbruch des „Pyro-Dialogs“ räumte Gerald von Gorrissen, Leiter der Fananlaufstelle des DFB, mögliche Kommunikationsfehler ein und schien auch keinen Ausweg aus dieser augenscheinlichen Sackgasse zu finden. „Ich habe derzeit ein großes Fragezeichen auf der Stirn.“ Wir bedanken uns trotzdem bei Herrn von Gorrissen, dass er spontan auf das Podium kam und sich den zahlreichen kritischen Wortbeiträgen des Publikums stellte. Es bleibt zu hoffen, dass der Dialog wieder aufgenommen wird. Das Thema Pyrotechnik kann für uns nicht einfach ad acta gelegt werden. Die Fans sind weiter gesprächsbereit, wie ein Sprecher der Kampagne „Pyrotechnik Legalisieren – Emotionen Respektieren“ deutlich betonte. Gleiches erwarten wir von den verantwortlichen Verbandsvertretern. Eine gemeinsame Lösung sollte im Sinne aller Beteiligten sein. Ein bloßer Abbruch der Gespräche, verschiebt die Problematik nur oder verschlimmert sie sogar. Festgestellt wurde von der Kampagne noch einmal öffentlich, dass ein legales Abbrennen von Pyrotechnik in Fußballstadien rechtlich möglich ist und auf lokaler Ebene an etlichen Standorten umsetzbar wäre. Einzig die ablehnende Haltung des DFB steht diesem im Weg.

Funktioniert die Verregelung und Selbstregulierung von Fangewalt? Wenn ja, wie?

Auf dem Fankongress haben sich relevante Vertreter unterschiedlichster zum Teil stark rivalisierender Gruppen zusammen gesetzt. Die Diskussion wurde von dem Politologen und Fanforscher Jonas Gabler moderiert. Dass ein Gespräch zu diesem Thema in einer solchen Konstellation zustande gekommen ist, sehen wir als Erfolg. So etwas hat es bisher noch nicht gegeben. Wir sind uns sicher, dass der Inhalt dieses Gesprächs in die einzelnen Gruppen getragen und die Diskussion dort fortgesetzt wird.

Identifikation der Fans mit dem Verein in Zeiten des „modernen Fußballs“

Das Engagement von Fans für den Erhalt der Vereinsidentität

Im ersten Teil der Themenreihe hörte man gespannt den Vorträgen der Fanszenen Stuttgart, Union Berlin und Nürnberg zu, wie sich diese Vereine um den Erhalt der Werte und Traditionen ihres Vereins einsetzen und auf welche Schwierigkeiten sie dabei trafen und auch immer noch treffen. Im Anschluss an die Vorträge kamen aus dem gut gefüllten Auditorium Fragen an die Vortragenden. So berichtete Oliver Schaal (Commando Cannstatt 97) davon, dass sein Verein der VfB Stuttgart auf Initiative von Commando Cannstatt eine Möglichkeit gefunden hat, trotz der Forderung nach Sitzplätzen im ganzen Stadion für internationale Spiele, in der Cannstatter Kurve Stehplätze zu erhalten. Dazu wurde ein spezieller Sitz geschaffen, der beides ermöglicht. Holger Keye (Wuhlesyndikat) erklärte das Selbstverständnis der Union-Fans in Bezug auf ihre Kultur dahingehend, dass man nach dem Motto handele, dass man gemeinsam alles schaffen kann, wenn man es nur wolle. Als prominentes Beispiel hat er hierzu den Umbau des Stadion „An der Alten Försterei“ genauer erläutert, welches als das Heiligtum des Vereins gilt. Aus Nürnberg berichteten Julius und Flo (Ultras Nürnberg) über den aktuellen Stand ihrer Kampagne zur Umbenennung des Stadions nach Max Morlock. Hierbei ist hervorzuheben, dass es aus ihrer Sicht zielführend sein kann, dass ähnlich geartete Kampagnen zum Erhalt von Werten und Traditionen in ihrer Außendarstellung nicht allein auf die Ultras-Gruppen referieren. So entgeht man der Gefahr, dass Aktionen der Gruppe auf die Kampagne selbst bezogen werden, sie wirken so autonomer. Die genannten Beispiele sind nur einige von vielen, die belegen wie wichtig für die Identifikation der Fans mit ihren Vereinen eine Vereinsidentität ist, die die Fans mitgestalten und erhalten.

Identifizieren sich junge Fans zunehmend über die Fankurve? Wie verändert sich das Fansein?

In der zweiten Veranstaltung zu diesem Thema hatte man zu einer Podiumsdiskussion einige Vertreter verschiedener Vereine und mit unterschiedlichem Fan-Hintergrund eingeladen. Diese diskutierten angeregt über die Frage, ob sich Fans heutzutage mehr mit der Kurve als mit dem Verein identifizieren, auch in Hinblick auf frühere Zeiten. Es herrschte hier schnell Einigkeit, dass es im Laufe der Jahre keine grundlegenden Veränderungen gegeben habe, da der sportliche Erfolg nur bedingt im Vordergrund bei der Wahl des Vereins steht.
Im Verlauf der Diskussion, an der auch das Auditorium rege teilnahm, zeigte sich die Vielfältigkeit der Fankulturen in Deutschland und auch die Vielschichtigkeit des Themas selbst. Jeder Verein hat spezifische identifikationsstiftende Merkmale, die es zu erhalten und an die jüngere Generation weiterzugeben gilt. Es wurde von mehreren Teilnehmern darauf hingewiesen, ja fast gefordert, dass die Fans sich in ihren Vereinen entsprechend engagieren sollen, um die eigenen Werte und Traditionen zu erhalten. Des Weiteren waren sich alle einig, dass auch eine überregionale Zusammenarbeit der Fanszenen wichtig ist, da man sich nur gemeinsam für den Erhalt der Fankultur stark machen könne. Volker Goll (Offenbach) fasste das Thema treffend zusammen: „Fans schaffen die Identifikation des Vereins, sie müssen hier nur noch selbstbewusster sein und entsprechend auftreten im Umgang mit dem Verein, da diese den Fans eigentlich dankbar sein müssten, dass wir in Deutschland noch eine kreative und engagierte Kultur haben.“

Wie schaut der Fußball in der Zukunft aus und welche Rolle spielen die Fans dabei?

Welche Möglichkeiten der Mitsprache haben Fans in ihrem Verein und ist die 50+1-Regel dafür wichtig

In der Veranstaltung beschäftigten sich die Referenten mit den Fragen, welche Möglichkeiten der Mitsprache Fans in ihren Vereinen haben und ob die 50 + 1 Regel dafür wichtig ist. Zu Beginn der Diskussion gewährte Jens Wagner vom Supporters Club des Hamburger Sportvereins den Zuhörern einen Einblick in die Strukturen und langjährige Arbeit an der Basis des Vereins. Darauffolgend erklärte Martin Kind, der Präsident von Hannover 96, seine Beweggründe für die Aufweichung der „50+1“-Regel. Mit seinen Ausführungen stieß er bei Fananwalt René Lau auf Widerstand. Die „50+1“-Regel sichert den Einfluss der eigentlichen Vereine mit ihren Mitgliedern und Institutionen und verhindert, dass Investoren die Kontrolle über die Vereine übernehmen. Lau sprach sich klar für die „50+1“-Regel aus und präsentierte die juristische Dimension der Regel. Lau rief die Fans auf: „Werdet Mitglied in euren Vereinen und nehmt euer Stimmrecht wahr, damit in Deutschland keine englischen Verhältnisse möglich werden“. Nur diese Form der Partizipation am Vereinsleben sichert auf Dauer den Einfluss der Fans in den Vereinen und verhindert, dass Investoren die Kluft zwischen Profi-Fußball und Fanbasis weiter vergrößern. Im Anschluss betonte Robert Pohl, Vertreter der Fanorganisation „Unsere Kurve“, dass nicht die Sponsoren sondern die Fans das wahre Kapital der Vereine seien.

‘Rechtsfreier Raum’ Stadion?

Wie steht es um den Datenschutz? Was können wir Fans tun?

Der Umgang mit den Daten von Fans durch Vereine und Verbände aber auch durch die Polizei und andere Ermittlungsbehörden ist in vielen Punkten mehr als bedenklich. Die Fananwältin Angela Furmaniak lieferte einen Überblick über die Thematik und verdeutlichte dessen Bedeutung. Die Arbeit von drei Initiativen zeigte den Teilnehmern auf, wie sie sich bei diesem Thema für ihre Rechte einsetzen können. Eine Initiative baden-württembergischer Fangruppen hat sich mit einer Datei sogenannter „Szenekundiger Beamter“ über angebliche Problemfans befasst. In der sogenannten SKB-Datenbank speichern „Szenekundige Beamte“ unter anderem folgendes über Fans: Lichtbild, eventuelle aktuelle oder vergangene Stadionverbote, Einträge in die Datei „Gewalttäter Sport“, mutmaßliche Gruppenzugehörigkeit, Kfz-Kennzeichen, Arbeitgeber und ein Freifeld für personenbezogene Einträge sowie eine „Fan-Vita“. Die erfassten Daten sind sowohl was Umfang, Rechtmäßigkeit und Korrektheit angeht problematisch. Der Zusammenschluss aller relevanten Ultras-Gruppen aus Baden-Württemberg holte die Machenschaften ans Licht und schaffte Transparenz, was für eine Löschung vieler nicht korrekter oder unrechtmäßiger Daten sorgte. Die Ultras Hannover entwickelten ein Formular und stellten dies anderen Fans zur Verfügung, mit dem die Löschung von bei Massen-Personalienfeststellungen erhobenen Daten erfolgreich erreicht werden kann. Die Initiative „Fananwälte“ beschäftigt sich nun verstärkt mit der Frage, inwieweit die Datenweitergabe zwischen privatrechtlichen Vereinen und Ermittlungsbehörden rechtmäßig ist. In diesem Bereich sehen sie viel Handlungsbedarf. Nur durch zivilgesellschaftliche Kontrolle sei eine ausuferende und halblegale Praxis einzudämmen. Sie empfehlen Datenspeicherung und daraus resultierende Maßnahmen wie Ausreiseverbote oder Meldeauflagen immer, zur Not verwaltungsrechtlich, zu hinterfragen. Der Fananwalt Frank Hatlè ist der Meinung: „Stadionverbote als Privatisierung des Gefahrenabwehrrechts sind bedenklich.“ Angela Furmaniak resümiert: „Wie weit sind wir, dass es reicht, Fußballfan zu sein, um einem breiten Spektrum an Einschränkungen der Grundrechte ausgesetzt zu sein.“

Wir waren im Stadion und haben es überlebt!

Die sich überschlagenden Medienmeldungen der letzten Wochen suggerierten, dass in den Stadien ein immer größer werdendes Gewaltproblem vorhanden wäre, wegen dem sogar vor „Lebensgefahr“ zu warnen sei. Tatsächlich – und das bestätigen sogar die Zahlen der ZIS – ist es in den Stadion sehr sicher. „Zur Versachlichung: Mehr als 17,5 Millionen Menschen haben in der Saison 2010/2011 die Spiele der ersten und zweiten Bundesliga besucht. Nach Statistiken der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) der Polizei wurden dabei 846 Personen verletzt, gegen 5.818 wurden Strafverfahren eingeleitet. Zur Verdeutlichung: Das entspricht einem Anteil von rund 0,005 Prozent beziehungsweise 0,033 Prozent.“ (aus dem Artikel: „Wir waren beim Fußball und haben es überlebt“ auf Schwatzgelb.de) Viele der in der Statistik aufgeführten Verletzten sind auf unverhältnismäßige Polizeieinsätze zurückzuführen. Gerade die mangelnde Aufklärung von Polizeigewalt ist hier – auch nach den Beobachtungen von Alexander Bosch von Amnesty International – höchst problematisch. „Ich hätte mir gewünscht, heute hier auch mit der Polizei reden zu können.“ Diese hatte am Donnerstag, nur zwei Tage vor dem Kongress, die Teilnahme an dieser Podiumsdiskussion wieder abgesagt. „Hier sitzen Fans, die reichen die Hand zum Dialog aber sie greifen ins Leere.“ kommentiert Stefan Minden, von der Initiative Fananwälte. Entsprechend einvernehmlich war die Diskussion und das eigentlich wichtige Thema konnte nicht angemessen dargelegt werden. Dabei hatten sich die Diskussionsteilnehmer auf eine kontroverse Diskussion eingestellt. Matthias Stein, Sprecher der BAG, geht seit den 1970ern zum Fußball und hat sich immer sicher gefühlt. Statt einer interessanten Diskussion darüber, ob es in den Stadien wirklich so gefährlich ist oder manche Medien die Situation aufbauschen und jeglichen differenzierten Blick vermissen lassen, blieb den Referenten Zeit auszuschweifen. „Vor 20 Jahren wäre eine solche Diskussionsrunde so nicht möglich gewesen. Das ist ein Erfolg.“ so Jens Volke, langjähriger Fanaktivist und heute Fanbeauftragter von Borussia Dortmund.

Blick über den Tellerand ins Europäische Ausland

Am Sonntag folgte der Blick über den Tellerrand auf die Situation in anderen Ländern. So berichtete Emilio Abejón von der spanischen Fanorganisation FASFE über die Situation der Fans in Spanien bezüglich Anstoßzeiten und Stadionverbote. Dieses endete in einer munteren Diskussion, in der sich gegenseitig Ratschläge und Tipps gegeben wurden. Michael Brunskill von der englischen Fanorganisation FSF erzählte von der Entwicklung in England vor allem in Hinblick auf die gestiegenen Eintrittspreise. Oftmals kostet dort die billigste Eintrittskarte bereits 60 Euro. Kai Tippmann gab Einblicke in das Leben der Ultras in Italien und ergänzte: „Ein Fankongress wäre in Italien nicht möglich gewesen. Die hätten den Bahnhof abgefackelt und der Kongress wäre beendet.“ Mit Spannung erwartet wurde der Bericht von Arne Christian Eggen aus Norwegen, der über das dortige Pyrotechnik-Modell sprach. In Norwegen haben die Fans das Vertrauen vom Verband und der Polizei bekommen und dürfen unter bestimmten Vorgaben in ihren Fanszenen Pyrotechnik zünden. Dieses Modell ist sehr erfolgreich und ein Gewinn für alle beteiligten Parteien. Auch Antonia Hagemann hatte spannende Infos mitgebracht von der Arbeit von Supporters Direct, die Fans – seit einiger Zeit auch außerhalb Englands – dabei unterstützen, Einfluss in ihren Vereinen zu nehmen oder auch ganz neue Vereine aufzubauen. Bei der letzten Veranstaltung diskutierten Manuel Marcos (Liberté por les Abonnés), Lorenzo Contucci (MyRoma), Patrick Verstphal aus Kopenhagen (Alpha Brøndby), Burak Berkol (1907 ÜNIFEB), Umar Fredericks (Green Brigade Glasgow) sowie Pascal Claude (Journalist) unter dem Motto „Eine Rundereise durch das Europa der Repression“ und gaben interessante und spannende Einblicke in ihren Alltag als Fans.

Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal explizit bei den internationalen Referenten bedanken. „Wir sind alle hier zum Lernen!“ äußerte Holger Hieronymus auf dem Fankongress. Was bietet uns dafür mehr Gelegenheit als die Situation in anderen Ländern.

Aber nicht nur bei den ausländischen Referenten wollen wir uns bedanken, wie auch schon geschrieben, natürlich gilt unser Dank allen Referenten an diesen beiden Tagen sowie auch den Teilnehmern, den Pressevertretern, den Moderatoren und allen weiteren, die zu diesem gelungenen Fankongress beigetragen haben.

Wir hoffen, dass unsere Bereitschaft zu diskutieren, analysieren, reflektieren und Lösungen zu erarbeiten, nicht ins Leere läuft und nun auch seitens der Verbände auf deren getätigten Worte auch Taten folgen.

Zum Erhalt der Fankultur!
ProFans im Januar 2012

Der Fankongress 2012 steht kurz bevor. Bisher haben sich über 500 Teilnehmer von über 60 verschiedenen Vereinen angemeldet und über 70 Referenten zugesagt. Wir gehen aber natürlich davon aus, dass sich noch viel mehr Menschen für den Fankongress, seine Inhalte und die Ergebnisse interessieren. Deswegen haben wir uns dazu entschieden, Euch ständig auf dem Laufenden zu halten und auch den „Daheimgebliebenen“ Einblicke in den Fankongress in Berlin zu gewähren. Ihr könnt dem Geschehen auf unserer Facebook-Seite (Fankongress 2012 auf Facebook), unserem twitter-Kanal (Fankongress 2012 auf Twitter) und dem Blog www.erhalt-der-fankultur.de folgen.

Danke an dieser Stelle für die Unterstützung an das Online-Fanmagazin Schwatzgelb.de.

ZUM ERHALT DER FANKULTUR

Das Programm wurde weiter aktualisiert, alle weiteren Änderungen erscheinen zeitnah auf der Seite vom Fankongress 2012.

 

 Sonnabend 14.Januar:

  • 09.00-10.30 Anmeldung
  • 10.30-11.00 Begrüßung (mit kurzer Vorstellung der Arbeitsgruppen)
  • 11.15-12.45 Arbeitsgruppen Block I

 

Thema 1: Wem gehört der Ball? Der Fußball zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und Privatrecht
Stadionverbote: Präventivmaßnahme oder Ersatzstrafrecht?
Diskussion mit Marco Noli (Fananwälte), Hendrik Große Lefert (Sicherheitsbeauftragter DFB), Antje Hagel (Fanprojekt Offenbach), Jannis Busse (Ultras Hannover), Gerd Dembowski (Sozial-Wissenschaftler), André Waiß (Sicherheitsbeauftragter FC Energie Cottbus). Moderation: Nicole Selmer (Journalistin).

Thema 2: Fankultur als soziales Phänomen
Kein Zwanni für nen Steher!Diskussion mit Vertretern der Initiative Kein Zwanni und kompetenten Gesprächspartnern.

Thema 3: Die Chancen und Grenzen von Selbstregulierung, Freiheit und Verantwortung in den Fankurven
Der Umgang mit den Fan-Freiheiten: ein ehrlicher Dialog? Das sogenannte St. Pauli-Modell und die Pyro-Kampagne
Diskussion mit einem Vertreter der Kampagne Pyrotechnik legalisieren, einem Vertreter der Wilden Horde Köln, einem Sicherheitsbeauftragter eines Profi-Vereins und einem Fanbeauftragter eines Profi-Vereins.

Thema 4: Identifikation der Fans mit dem Verein in Zeiten des „modernen Fußballs“
Das Engagement von Fans für den Erhalt der Vereinsidentität
Vortrag.

Thema 5: Wie schaut der Fußball in der Zukunft aus und welche Rolle spielen die Fans dabei?
Welche Möglichkeiten der Mitsprache haben Fans in ihrem Verein und ist die 50+1-Regel dafür wichtig?
Diskussion mit Martin Kind (Präsident Hannover 96), Jens Wagner (Unsere Kurve), Ralf Bednarek (Supporters Club HSV), René Lau (Fananwälte).

Thema 6: ‘Rechtsfreier Raum’ Stadion?
Wie steht es um den Datenschutz? Was können wir Fans tun?
Workshop mit Angela Furmaniak (Fananwälte), Markus Schmalz (Commando Cannstatt 97), Daniel Epple (Commando Cannstatt 97), einem Vertreter der Ultras Hannover, Frank Hatlé (Fananwälte).

 

  • 12.45-14.00 Mittagessen
  • 14.00-15.30 Arbeitsgruppen Block II

 

Thema 1: Wem gehört der Ball? Der Fußball zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und Privatrecht
Geld regiert die Welt? Einflussfaktoren auf die Anstoßzeiten
Vorträge & Diskussionen mit Holger Hieronymus (Geschäftsführer DFL), Dirk Grosse (Sky Deutschland AG) sowie Tim (Frenetic Youth, Kaiserslautern).

Thema 2: Fankultur als soziales Phänomen
Mehr als 90 Minuten – Ultrà und seine Facetten!
Diskussion mit Thomas Beckmann (BAG), Peter Schüngel (Institut für Fußball und Gesellschaft), einem Vertreter der Horda Azzuro Jena sowie Klaus Bellstedt (Sportredakteur stern.de)
Moderation: Arne Lorenz (Blickfang Ultrà)

Thema 3: Die Chancen und Grenzen von Selbstregulierung, Freiheit und Verantwortung in den Fankurven
Funktioniert die Verregelung und Selbstregulierung von Fan-Gewalt? Wenn ja wie?
Diskussion mit Vertretern der Fanszenen und Jonas Gabler. Auf der Abschlusspräsentation werden die Ergebnisse präsentiert.

Thema 4: Identifikation der Fans mit dem Verein in Zeiten des „modernen Fußballs“
Identifizieren sich junge Fans zunehmend über die Fankurve? Wie verändert sich das Fansein?
Diskussion mit Stefan Hupe (einem „alten“ Unioner) und Peter Czoch (HU Berlin).

 

  • 15.30-16.00 Kaffeepause
  • 16.00-17.30 Podiumsdiskussion

 

Thema 6: ‘Rechtsfreier Raum’ Stadion?
Wir waren im Stadion und haben es überlebt!
Podiumsdiskussion mit einem Vertreter des Online-Magazins „schwatzgelb.de“, Nicole Selmer (Journalistin), Alexander Bosch (Amnesty International), einem Vertreter der Ultras Hannover, Matthias Stein (BAG), Stefan Minden (Fananwälte), Hendrik Große Lefert (Sicherheitsbeauftrager DFB), Gerald von Gorrisson (Fanbeauftragter DFB), Moderation: Gerd Dembowski.
Ein Vertreter der ZIS, der DFL und ein Fan- oder Sicherheitsbeauftragter sind angefragt.

 

  • 17.30-20.00 Abendessen, Markt der Möglichkeiten

 

Sonntag 15. Januar:

  • 9.30-10.30 Anmeldung
  • 10.30-11.00 Begrüßung
  • 11.00-12.30 Arbeitsgruppen: Blick über den Tellerrand ins Europäische Ausland

 

Thema 1: Wem gehört der Ball? Der Fußball zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und Privatrecht
Anstoßzeiten und Stadionverbote: Wie ist die Situation in Spanien und wie gehen die Fans damit um?
Vortrag von Emilio Abejón (FASFE)
Hinweis: Veranstaltung ist in Englisch

Thema 2: Fankultur als soziales Phänomen
Part 1: Änderungen in der Sozialstruktur der Fankurven durch Kartenpreise und Abschaffung der Stehplätze in England
Vortrag von Kevin Miles (Football Supporters Federation).
Part 2: Lebensgefühl, Wertschätzung und Wahrnehmung der italienischen Ultras
Vortrag von Kai Tippmann (Blogger).

Thema 3: Die Chancen und Grenzen von Selbstregulierung, Freiheit und Verantwortung in den Fankurven
Das norwegische Pyro-Modell. Vorbild für uns?
Vortrag von Arne Christian Eggen (Kjernen) http://www.kjernen.com/
Hinweis: Veranstaltung ist in Englisch

Thema 5: Wie schaut der Fußball in der Zukunft aus und welche Rolle spielen die Fans dabei?
Fan-Mitbestimmung in England. Die Arbeit von Supporters Direct.
Vortrag von Antonia Hagemann (Supporters Direct).

Thema 6: ‘Rechtsfreier Raum’ Stadion?
Eine Rundreise durch das Europa der Repression
Vorträge von Manuel Marcos aus Paris (Liberté pour les Abonnés) http://www.liberte-abonnes.com/accueil, Lorenzo Contucci aus Rom (MyRoma), Patrick Vestphael aus Kopenhagen (Alpha Brondby) http://www.alphabrondby.dk/, Burak Berkol aus Istanbul (1907 ÜNIFEB) http://www.1907unifeb.org, Umar Fredricks aus Glasgow (Green Brigade) http://fansagainstcriminalisation.blogspot.com/, Pascal Claude (Journalist), Moderation: Daniela Wurbs (FSE).
Hinweis: Veranstaltung ist in Englisch

 

  • 12.30-14.00 Mittagessen
  • 14.00-15.30 Abschlusspräsentationen
  • 15.30-16.00 Kaffeepause
  • 16.00-16.30 Pressekonferenz

Etwas weniger als einen Monat vor dem FANKONGRESS 2012 ist es an der Zeit, ein vorläufiges Programm zu veröffentlichen. Bis jetzt ist es uns – wie Ihr dem Programm entnehmen könnt – gelungen, viele kompetente Referenten und Diskussionsteilnehmer für den FANKONGRESS zu gewinnen und dabei die verschiedensten Akteure des Fußballs zu Wort kommen zu lassen, um die Themen aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln zu betrachten. Nicht alle angefragten Referenten haben schon zugesagt und wir hoffen noch auf den ein oder anderen „großen Wurf“.

 

Sonnabend 14.Januar:
09.00 bis 10.30 Anmeldung
10.30-11.00 Begrüßung (mit kurzer Vorstellung der Arbeitsgruppen)
11.15-12.45 Arbeitsgruppen Block I

 

Thema 1: Wem gehört der Ball? Der Fußball zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und Privatrecht
Stadionverbote: Präventivmaßnahme oder Ersatzstrafrecht?

Diskussion mit Marco Noli (Fananwälte), Hendrik Große Lefert (Sicherheitsbeauftragter DFB), Antje Hagel (Fanprojekt Offenbach), Jannis Busse (Ultras Hannover), Gerd Dembowski (Sozial-Wissenschaftler), dem Sicherheitsbeauftragten eines Vereins (Zusage steht noch aus), Moderation: Nicole Selmer (Journalistin).

 

Thema 2: Fankultur als soziales Phänomen
Kein Zwanni für nen Steher!

Diskussion mit Vertretern der Initiative Kein Zwanni und kompetenten Gesprächspartnern.

 

Thema 3: Die Chancen und Grenzen von Selbstregulierung, Freiheit und Verantwortung in den Fankurven
Der Umgang mit den Fan-Freiheiten: ein ehrlicher Dialog? Das sogenannte St. Pauli-Modell und die Pyro-Kampagne

Diskussion mit einem Vertreter der Kampagne Pyrotechnik legalisieren, einem Vertreter der Wilden Horde Köln, einem Sicherheitsbeauftragter eines Profi-Vereins und einem Fanbeauftragter eines Profi-Vereins.

 

Thema 4: Identifikation der Fans mit dem Verein in Zeiten des „modernen Fußballs“
Das Engagement von Fans für den Erhalt der Vereinsidentität

Vortrag.

 

Thema 5: Wie schaut der Fußball in der Zukunft aus und welche Rolle spielen die Fans dabei?
Welche Möglichkeiten der Mitsprache haben Fans in ihrem Verein und ist die 50+1-Regel dafür wichtig?

Diskussion mit Martin Kind (Präsident Hannover 96), Jens Wagner (Unsere Kurve), Ralf Bednarek (Supporters Club HSV), René Lau (Fananwälte).

 

Thema 6: ‘Rechtsfreier Raum’ Stadion?
Wie steht es um den Datenschutz? Was können wir Fans tun?

Workshop mit Angela Furmaniak (Fananwälte), einem Vertreter des Commando Cannstatt 97, einem Vertreter der Ultras Hannover, Frank Hatlé (Fananwälte).

 

12.45-14.15 Mittagessen
14.15-15.45 Arbeitsgruppen Block II

 

Thema 1: Wem gehört der Ball? Der Fußball zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und Privatrecht
Geld regiert die Welt? Einflussfaktoren auf die Anstoßzeiten

Workshop mit Dirk Grosse von SKY, einem Vertreter von Sport 1, einem Fanvertreter aus Kaiserslautern sowie Götz Bender von der DFL (Zusage steht noch aus)

 

Thema 2: Fankultur als soziales Phänomen
Mehr als 90 Minuten – Ultrà und seine Facetten!

Diskussion mit Thomas Beckmann (BAG), Peter Schüngel (Institut für Fußball und Gesellschaft), einem Vertreter der Horda Azzuro Jena, Moderation: Arne Lorenz (Blickfang Ultrà)

 

Thema 3: Die Chancen und Grenzen von Selbstregulierung, Freiheit und Verantwortung in den Fankurven
Funktioniert die Verregelung und Selbstregulierung von Fan-Gewalt? Wenn ja wie?

Diskussion mit Vertretern der Fanszenen und Jonas Gabler. Auf der Abschlusspräsentation werden die Ergebnisse präsentiert.

 

Thema 4: Identifikation der Fans mit dem Verein in Zeiten des „modernen Fußballs“
Identifizieren sich junge Fans zunehmend über die Fankurve? Wie verändert sich das Fansein?

Diskussion mit Stefan Hupe (einem „alten“ Unioner) und Peter Czoch (HU Berlin).

 

Thema 5: Wie schaut der Fußball in der Zukunft aus und welche Rolle spielen die Fans dabei?
Der Profi-Fußball als geschlossenes System? Entsteht eine unüberwindbare Kluft?

Diskussion mit Dr. Rainer Koch (Präsident BFV), Vertreter Pro Regionalliga 2012, Carstel Gockel (SC Preußen Münster), Moderation: Robin Koppelmann (FanPresse-Sprecher Eintracht Braunschweig).

 

15.45-16.15 Kaffeepause
16.15-17.45 Podiumsdiskussion

 

Thema 6: ‘Rechtsfreier Raum’ Stadion?
Wir waren im Stadion und haben es überlebt!

Podiumsdiskussion mit einem Vertreter des Online-Magazins „schwatzgelb.de“, Nicole Selmer (Journalistin), Alexander Bosch (Amnesty International), einem Vertreter der Ultras Hannover, Matthias Stein (BAG), Stefan Minden (Fananwälte), Hendrik Große Lefert (Sicherheitsbeauftrager DFB), Gerald von Gorrisson (Fanbeauftragter DFB), Moderation: Gerd Dembowski.

Ein Vertreter der ZIS, der DFL und ein Fan- oder Sicherheitsbeauftragter sind angefragt.

 

17.45-20.15 Abendessen, Markt der Möglichkeiten

 

Sonntag 15. Januar:
9.30-10.30 Anmeldung
10.30-11.00 Begrüßung
11.15-12.45 Arbeitsgruppen: Blick über den Tellerrand ins Europäische Ausland

 

Thema 1: Wem gehört der Ball? Der Fußball zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und Privatrecht
Anstoßzeiten und Stadionverbote: Wie ist die Situation in Spanien und wie gehen die Fans damit um?

Vortrag von Emilio Abejón (FASFE)
Hinweis: Veranstaltung ist in Englisch

 

Thema 2: Fankultur als soziales Phänomen
Part 1: Änderungen in der Sozialstruktur der Fankurven durch Kartenpreise und Abschaffung der Stehplätze in England

Vortrag von Kevin Miles (Football Supporters Federation).
Part 2: Lebensgefühl, Wertschätzung und Wahrnehmung der italienischen Ultras
Vortrag von Kai Tippmann (Blogger).

 

Thema 3: Die Chancen und Grenzen von Selbstregulierung, Freiheit und Verantwortung in den Fankurven
Das norwegische Pyro-Modell. Vorbild für uns?

Vortrag von Arne Christian Eggen (Kjernen)
Hinweis: Veranstaltung ist in Englisch

 

Thema 5: Wie schaut der Fußball in der Zukunft aus und welche Rolle spielen die Fans dabei?
Fan-Mitbestimmung in England. Die Arbeit von Supporters Direct.

Vortrag von Antonia Hagemann (Supporters Direct).

 

Thema 6: ‘Rechtsfreier Raum’ Stadion?
Eine Rundreise durch das Europa der Repression

Vorträge von Manuel Marcos aus Paris (Liberté pour les Abonnés), Lorenzo Contucci aus Rom (MyRoma), Patrick Vestphael aus Kopenhagen (Alpha Brondby), Burak Berkol aus Istanbul (1907 ÜNIFEB), Umar Fredricks aus Glasgow (Green Brigade), Pascal Claude (Journalist), Moderation: Daniela Wurbs (FSE).
Hinweis: Veranstaltung ist in Englisch

 

12.45-14.15 Mittagessen
14.15-15.45 Abschlusspräsentationen
15.45-16.15 Kaffeepause
16.15-17.45 Pressekonferenz
17.45-20.00 Abreise und Abbau

 

—————————————————————————————-

 

ÜBERSICHT ÜBER DIE VERSCHIEDENEN THEMEN

Thema 1: Wem gehört der Ball? Der Fußball zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und Privatrecht

Keine Sportart fasziniert und begeistert in Deutschland mehr Menschen als Fußball. Woche für Woche strömen Tausende von Menschen in die Stadien dieses Landes, Millionen stehen an der Seite von Fußballplätzen treiben die Fußballer nach vorne, feiern und leiden mit ihrem Sport. Fußball ist längst auf allen Ebenen zu einem Massenereignis geworden. Dieses Massenereignis für die Bevölkerung wird organisiert und betrieben von Vereinen. Ein wichtiges öffentliches Gut in einer Privatveranstaltung. Welche gesellschaftliche Verantwortung entsteht daraus für die Vereine und Verbände? Und zu welchen Spannungsfeldern kommt es dabei? Diesen und weiteren Fragen wollen wir in diesem Track nachgehen.

Am Vormittag geht es um das Thema : “Stadionverbote: Präventivmaßnahme oder Ersatzstrafrecht?”.
Wie gehen Vereine und Verbände mit ihrer gesellschaftlichen Verantwortung um? Werden Sie dem Anspruch gerecht oder suchen Sie sich immer den einfachsten Weg bei Problemen und schaffen damit ein Ersatzstrafrecht? Eines, das es sogar schafft rechtsstaatliche Grundsätze wie die Unschuldsvermutung außer Kraft zu setzen? Gibt es in Deutschland erfolgreiche Konzepte, die nicht auf Bestrafung setzen und den jungen Betroffenen einen sinnvollen Weg in die eigene Verantwortung ermöglichen? Anhand der Thematik “Stadionverbote” soll ein Aspekt des Spannungsfelds diskutiert und alternative, wirksamere Lösungen erarbeitet werden, die allen Seiten gerecht werden.

Am Nachmittag wird sich dann dem Thema Anstoßzeiten und Spieltagsterminierung gewidmet. Dieser Workshop beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Einflussfaktoren bei der Ansetzung der Spieltage. Bei der Planung spielen Wünsche der Vereine, der Vermarktungsgesellschaften, der Verbände, der Fernsehanstalten und der Sicherheitsorgane eine Rolle. Die Fans allerdings werden nicht berücksichtigt. Gemeinsam mit verschiedenen Inputgebern/Experten wollen wir die Sach- und Handlungszwänge verstehen, analysieren und gemeinsam nach möglichen Alternativen suchen.

Am Sonntag schauen wir nach Spanien und werden mit Emilio Abejon aus Madrid von der Federación de Accionistas y Socios del Fútbol Español auf die dortigen Verhältnisse bei der Spieltagsterminierung und den Stadionverboten schauen und wie da der Fußball den Spagat zwischen Verantwortung und Privatrecht löst oder auch nicht.
(Anm. Veranstaltung findet in Englisch statt).

Referenten:
Marco Noli, Anwalt aus München und Mitglied des Netzwerkes Fananwälte (http://www.fananwaelte.de/)
Hendrik Große Lefert, Sicherheitsbeauftragter des DFB
Antje Hagel vom Fanprojekt Offenbach
Jannis Busse von den Ultras Hannover
Gerd Dembowski, Sozial-Wissenschaftler, Autor und Künstler (http://www.gerd-dembowski.de/)
der Sicherheitsbeauftragte eines Vereins (Zusage steht noch aus)
Nicole Selmer, Journalistin

Dirk Grosse, SKY
Vertreter von Sport 1
Götz Bender, DFL (Zusage steht noch aus)
Fanvertreter aus Kaiserslautern

Emilio Abejón, Vertreter der spanischen Fanorganisation FASFE (http://www.fasfe.org/)

 

Thema 2: Fankultur als soziales Phänomen

Tausende Menschen recken synchron ihre Arme in die Luft und stimmen schallende Gesänge von der Tribüne an. Eine euphorisierte Masse, völlig Durchgeknallte, die bereit sind alles für ihren Verein zu geben. So oder ähnlich werden die Ultras in der Öffentlichkeit wahrgenommen, als fanatische Fans, oftmals auch einen Tick zu fanatisch. Dann gibt es auch mal negative Schlagzeilen von sogenannten Fans und Ultras als Gewaltproblem. Aber all diese Aspekte betreffen vor allem eines: den Spieltag!
Dabei hat die Subkultur Ultrà deutlich mehr Facetten zu bieten und findet seinen Anfang und Ende nicht mit dem Pfiff des Schiedsrichters. Auch unter der Woche verfügen die meisten Gruppe über ein sehr aktives Gruppenleben, viele sogar in eigenen Räumlichkeiten. Hier werden organisatorische Dinge erledigt, Choreografien und Fahnen vorbereitet, Vorträge und Diskussionsrunden veranstaltet und ein Großteil der Zeit gemeinsam verbracht. Viele finden gerade in diesem Teil des Gruppenlebens, fernab von Stadion und Fussballspiel, eine Aufgabe, lernen Verantwortung zu tragen und bekommen Werte wie Loyalität vermittelt. Die Ultras leisten damit eine regelrechte Jugendarbeit in den Städten, die Vernetzung auch mit anderen Bereichen führt zu einer ständigen Präsenz von Ultrà in der urbanen Jugendkultur.
Und vielen Ultragruppen ist ihre damit verbundene soziale und gesellschaftliche Verantwortung sehr bewusst, manche gehen sogar noch einige Schritte weiter und nutzen ihre Kapazitäten für karitative Zwecke. Sie führen Spendensammlungen durch oder unterstützen wohltätige Einrichtungen mit eigener Arbeitskraft.
Und währenddessen die Preispolitik der Vereine hingegen immer unsozialer wird und somit ganze Gruppen vom Fußball ausgeschlossen werden, leisten die Ultras auch hier wertvolle Arbeit, wie zum Beispiel mit der Kampagne “Kein Zwanni für ‘nen Steher”. Beim Fankongress wollen wir einen Blick gerade hinter diese Kulissen werfen.

Denn auch in der Preisgestaltung haben die Vereine eine sehr hohe soziale Verantwortung und gerade das Fußballmutterland England sollte uns ein mahnendes Beispiel sein. Der Altersdurchschnitt ist dort in den letzten 20 Jahren um exakt 20 Jahre gestiegen und es ist jungen Fans kaum noch möglich ins Stadion zu gehen. Dass sich diese Entwicklung auch auf die Atmosphäre in England ausgewirkt hat, merkt man im einstigen Vorzeigeland deutlich. Wir möchten hier einen Vergleich zu anderen Ländern ziehen und auch mögliche Lösungen aufzeigen um den Fußball als soziales Gut in Deutschland zu erhalten.

Am Nachmittag behandeln wir dann die Frage was machen die Ultras eigentlich neben dem Spieltag, wie verwurzelt sind sie mit ihrer Stadt und welche kulturelle und soziale Arbeit leisten sie? In dem Themenkomplex werden wir die Gelegenheit nutzen und unterschiedliche Projekte einzelner Gruppen vorstellen. Im Anschluss wird diese Thematik von einer Expertenrunde auf dem Podium diskutiert.
Auch ein Blick ins Ausland und die dortige Stellung der Ultras im täglichen Leben darf dabei nicht fehlen, den wir dann am Sonntag nehmen.

Referenten:
ein Vetreter der Initiative Kein Zwanni

Thomas Beckmann, Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (http://www.bag-fanprojekte.de/)
Peter Schüngel, Kommunikationswissenschaftler aus Parchim (Mecklenburg-Vorpommern) und Mitglied des Institut für Fußball und Gesellschaft (http://ifg.edff.net/)
ein Vertreter der Horda Azzuro Jena
Arne Lorenz vom bundesweiten Ultrà-Magazin Blickfang Ultrà (http://www.blickfang-ultra.de/)

Kevin Miles, Vertreter der englischen Fanorganisation Football Supporters Federation (http://www.fsf.org.uk )
Kai Tippmann, Blogger (http://www.altravita.com/)

 

Thema 3: Die Chancen und Grenzen von Selbstregulierung, Freiheit und Verantwortung in den Fankurven

Selbstregulierung und Eigenverantwortung in den Kurven sind ein oft diskutiertes Thema in der letzten Zeit, dass sowohl die Medienwelt als auch die deutschen Fankurven mehr denn je befasst. Haben sich das die Ultragruppen in ihren Gründungszeiten noch als erste auf die Fahnen geschrieben, sind es gegenwärtig nicht nur die Ultras die nach eigenverantwortlicher Regulierung ihrer Kurven schreien sondern auch die restlichen Teile der aktiven Fanszenen. Wo liegen die Grenzen dieser Eigenverantwortung? Gibt es hier Chancen auf langfristige Verbesserungen für Fußballfans? Wo können Maßstäbe gesetzt werden die in Zukunft für eine frei und selbst regulierte Fankultur sorgen? Sind derartige eigens organisierte und partizipierte Reglementierungen der jeweiligen Fanszenen/Fankurven auf Vorgaben von Vereine, Verbände und Polizei angewiesen? All diese Fragen werden im Rahmen des Fankongress zum Thema Selbstregulierung gestellt und hoffentlich auch von vielen Ebenen beantwortet.

Ein weiteres, wichtiges und zukunftsweisendes, Segment in diesem Themenfeld ist der Einsatz von Pyrotechnik. Insbesondere hinsichtlich der Kampagne „Pyrotechnik legalisieren-Emotionen respektieren“, und den dazugehörigen Grenzen welche von der Kampagne vorgegeben wurden sollten die eingangs gestellten Fragen auch auf dieser Ebene beantwortet werden. Wie und bis zu welchen Grenzen funktioniert die Selbstregulierung beim Abbrennen von Pyrotechnik in den jeweiligen Kurven? Positive wie auch negative Beispiele könnten in diesem Zusammenhang aufgezählt und analysiert und eine Richtung für die Zukunft vorgegeben werden.

Des Weiteren werden wir uns mit der verschieden durchgeführten Praxis der Erlaubnis von Fanutensilien der jeweiligen Vereine widmen. Positive wie negative Beispiele können auch hier aufgezählt und dokumentiert werden. Ist das „St. Pauli Modell“ in seiner Grundform noch in der Praxis der Vereine präsent? Besagtes Modell hat mittlerweile Einzug in die Vergabepraxis der jeweiligen Fanbeauftragten erhalten wobei die Fragestellung auch auf den Missbrauch dieses Modells gezielt werden könnte. So birgt dieses Modell einiges an Diskussionsstoff bei dem man Vor- und Nachteile beleuchten muss. Hierbei muss man sich darüber unterhalten, ob es sich um eine faire Chance handelt bei regelkonformem Verhalten jegliche Materialien benutzen zu dürfen oder ob es sich schlichtweg um eine Taktik zur Eindämmung von „negativem Fanverhalten“ handelt.

Natürlich kommt man bei der Frage der Selbstregulierung der Kurven nicht um das Thema Fan-Gewalt herum. Dabei stellt sich beispielsweise die Frage inwiefern Gewalt steuerbar ist durch die führenden Organe der Kurven und wo auf dieser Ebene die Grenzen und Chancen für die Zukunft liegen. Dieses Thema werden Vertreter der Fanszenen vom Fanforscher Jonas Gabler moderiert diskutieren. Die Ergebnisse werden der interessierten Öffentlichkeit und den Pressevertretern bei der Abschlusspräsentation vorgestellt.

Referenten:
ein Vertreter der Kampagne Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren (http://www.pyrotechnik-legalisieren.de/)
ein Vertreter der Wilden Horde Köln
ein Sicherheitsbeauftragter eines Profi-Vereins
ein Fanbeauftragter eines Profi-Vereins

Jonas Gabler, Wissenschaftler und Autor des Buches „Die Ultras“ (http://www.papyrossa.de/sites_buchtitel … ultras.htm)

Arne Christian Eggen von der Gruppe Kjernen des norwegischen Erstligisten Rosenborg BK

 

Thema 4: Identifikation der Fans mit dem Verein in Zeiten des „modernen Fußballs“

Warum gehen wir zum Fußball? Was ist für uns unantastbar? Wodurch unterscheiden wir uns? Welche Stellung haben wir im Gesamtkonstrukt? Dieser Komplex führt möglicherweise mit den fundamentalsten Fragen durch den Samstag. Der Fokus richtet sich hierbei einerseits auf traditionsreiche Identitätsstifter und das Engagement einiger Faninitiativen diesbezüglich und andererseits auf die Entwicklung der Fanszenen, gerade in Bezug auf das Gesicht der Kurven.

Im ersten Track beschäftigen wir uns mit Faninitiativen, die sich den Erhalt traditioneller Werte zur Aufgabe gemacht haben. Sei es der Stadionname, das Stadion selbst, das Wappen, die Vereinsfarben oder gleich der ganze Verein, es gibt kaum eine Grenze, die noch nicht überschritten wurde. Warum haben also solche traditionellen Säulen des Vereins für viele Fans eine so hohe Bedeutung? Warum nimmt scheinbar die Diskrepanz zwischen Vereinsfunktionären und Fans zu? Es ist aber auch unsere Aufgabe, auf gescheiterte Initiativen zu blicken und uns als Traditionalisten selbstkritisch zu hinterfragen. Anhand von Fallbeispielen und einer moderierten Diskussion versuchen wir uns dem Thema zu nähern, erfolgreiche Strategien aufzuzeigen und Widersprüche aus der Welt zu schaffen.

Am Nachmittag geht es im zweiten Track mit einer moderierten Podiumsdiskussion heiß her. Personen aus den unterschiedlichsten Strömungen des Fußballs debattieren über das Gesicht der Fanlandschaft. Gibt es eine spürbare Zunahme bei ultraorientierten Gruppen? Welche Stellung haben treue und kritische Fans für Vereinsfunktionäre? Wer kauft die Trikots von Weltstars? Die Fußballlandschaft entwickelt sich mehr als rasant und allein ein Blick fünf oder zehn Jahre zurück genügt, um gerade fehlerhafte Entwicklungen bei der Stellung der Fans aufzuzeigen. Kann der gemeine Fan nicht mithalten mit dem Zahn der Zeit und flüchtet sich in ein selbstgemachtes Paradies fern der Profimannschaften? Eine Standortbestimmung.

Referenten:
Stefan Hupe, ein „alter“ Unioner
Peter Czoch vom Institut für Sozialwissenschaften der HU Berlin und Leiter der Veranstaltung „Ultras in Deutschland“

 

Thema 5: Wie schaut der Fußball in der Zukunft aus und welche Rolle spielen die Fans dabei?

Diese Frag ist ungewisser denn je! Knapp sechs Jahre nach dem großen Hype um die Weltmeisterschaft 2006 und der damit verbundenen Eventisierung steht der deutsche Fußball am Scheideweg: Schaffen es Verbände und Vereine, Tradition und Werte im beliebtesten Sport der Bundesrepublik zu bewahren, oder droht uns eine Entwicklung wie in England, wo reiche Mäzene und tote Fanszenen den grauen Alltag bestimmen? Welche Rolle spielt der Fan im Fußball des 21. Jahrhunderts und welche Möglichkeiten besitzt er, angesichts von immer aberwitzigeren Beträgen im sich immer schneller drehenden Millionenkarussell? Im Rahmen dieses Kongresses wollen wir mit Hilfe von intensiven Veranstaltungen die aktuelle Lage thematisieren und Ausblicke in die Zukunft wagen:

Am Samstagvormittag blicken wir unter dem Titel „Welche Möglichkeiten der Mitsprache haben Fans in ihrem Verein und ist die 50+1-Regel dafür wichtig?“ auf die Partizipationsmöglichkeiten im aktuellen Vereinsleben. Wer hat die wahre Macht im Klub – die Geldgeber oder die Vereinsbasis? Wie können wir Fans aktiv werden und inwiefern spielt ein mögliches Scheitern der 50+1 Regel in die Zukunftsplanungen hinein? Kompetente Redner mit unterschiedlichen Positionen zu der Thematik, werden ihre Meinung im Plenum darstellen und sich anschließend den Fragen der Kongressteilnehmer stellen.

Am Nachmittag erwartet uns dann eine Diskussionsrunde zum Thema „Regionalligareform“ und Ligenaufbau. Die Regionalliga-Reform wurde beschlossen und wird in diesem Sommer eingeführt – doch sind die Probleme damit wirklich behoben? Droht der Fußball nicht vielmehr zu einer geschlossenen Gesellschaft der Spitzenvereine zu werden? Auch hier präsentieren wir Gäste aus unterschiedlichen Institutionen, welche sich in einer offenen Runde argumentativ begegnen und natürlich für Fragen des Publikums zur Verfügung stehen.

Referenten:
Martin Kind, der Präsident Hannover 96
Jens Wagner von Unsere Kurve (http://www.unserekurve.de/)
Ralf Bednarek vom Supporters Club des Hamburger SV
René Lau, Anwalt aus Berlin und Mitglied des Netzwerkes Fananwälte (http://www.fananwaelte.de/)

Dr. Rainer Koch, Präsident des Bayrischen Fußballverbands
Fanvertreter aus der Initiative Pro Regionalliga 2012 (http://pro-regionalliga-reform-2012.de/)
Carstel Gockel, Geschäftsführender Leiter SC Preußen Münster
Robin Koppelmann, FanPresse-Sprecher Eintracht Braunschweig

Antonia Hagemann von der englischen Fanorganisation Supporters Direct (http://www.supporters-direct.org/)

 

Thema 6: ‘Rechtsfreier Raum’ Stadion?

Glaubt man einigen Medienberichten und den Äußerungen prominenter Persönlichkeiten und Funktionäre, ist ein Stadionbesuch potentiell lebensgefährlich. Nach jedem kleinen oder großen, tatsächlichen oder angeblichen Zwischenfall in einem Fanblock, werden Horrorszenarien heraufbeschworen und der Ruf nach MEHR Repression und Verboten und HÄRTERER Rechtssprechung wird laut. Wie schaut allerdings der Alltag in den Fankurven wirklich aus? Faninitiativen berichten immer wieder davon, dass es in den Stadien überwiegend friedlich zugeht. Die Statistiken der ZIS bestätigen dies. Wie kommt es zu dieser durchaus gegensätzlichen Wahrnehmung? Greifen die Überwachungsmechanismen, denen die Fans im Stadion ausgesetzt sind oder gehen sie sogar zu weit?

Wir waren im Stadion und haben es überlebt! Wie gefährlich ist es in den deutschen Stadien wirklich? Wie wollen verschiedene Sichtweisen zu Wort kommen lassen. Mit uns werden Fans, Offizielle, Journalisten, Vertreter der ZIS und Wissenschaftler diskutieren und Fakten wieder in den Mittelpunkt stellen.

Nicht wenig Fans beklagen nämlich immer wieder, dass Maßnahmen wie die Datei „Gewalttäter Sport“, Personenkontrollen und die privatrechtlichen Hausverbote der Vereine, besser bekannt als Stadionverbote, tief in ihre Bürgerrechte eingreifen. Tatsächlich ist der Umgang mit den Daten zwischen Vereinen, Verbänden und Polizei höchst problematisch.

Wie steht es um den Datenschutz? Was können wir Fans tun? Die Anwältin Angela Furmaniak aus Baden-Württemberg führt in das Thema ein und stellt Faninitiativen aus Baden-Württemberg und Hannover und vom bundesweiten Anwalts-Netzwerk „Fananwälte“ vor, die sich damit beschäftigen, wie in verschiedenen Dateien und von staatlichen Stellen, Verbänden und Vereinen mit unseren Daten umgegangen wird. Wir wollen Probleme und Lösungsansätze vorstellen und mit Euch diskutieren.

Der Blick über den Tellerrand in andere europäische Länder rundet unser Thema ab. Mit welchen repressiven Maßnahmen sind Fans in anderen Ländern konfrontiert. Wir wagen eine Rundreise durch das „Europa der Repression“ und laden Fanvertreter aus Schottland, Frankreich, Italien, Dänemark, der Schweiz und der Türkei ein, damit sie über verschiedenste repressive Maßnahmen gegen Fans berichten.

Referenten:
Angela Furmaniak, Anwältin aus Lörrach und Mitglied des Netzwerkes „Fananwälte“ (http://www.fananwaelte.de/)
ein Vertreter des Commando Cannstatt 97 aus Stuttgart
ein Vertreter der Ultras Hannover
Frank Hatlé, Anwalt aus Köln und Mitglied des Netzwerkes „Fananwälte“ (http://www.fananwaelte.de/)

ein Vertreter des Online-Magazins „schwatzgelb.de“
Nicole Selmer, Journalistin und Autorin
Alexander Bosch von Amnesty International und Verantwortlicher der Kampagne „Mehr Verantwortung bei der Polizei“ (http://www.amnestypolizei.de)
ein Vertreter der Ultras Hannover
Matthias Stein, Fanprojekt Jena und Sprecher der BAG (http://www.bag-fanprojekte.de/)
Stefan Minden, Anwalt aus Frankfurt und Mitglied des Netzwerkes „Fananwälte“ (http://wdww.fananwaelte.de/)
Hendrik Große Lefert, Sicherheitsbeauftrager des DFB
Gerald von Gorrisson, Fanbeauftragter des DFB
ein Vertreter der ZIS ist angefragt
ein Fan- oder Sicherheitsbeauftragter eines Profi-Clubs ist angefragt
ein Vertreter der DFL ist angefragt
Gerd Dembowski, Wissenschaftler und Autor (http://www.gerd-dembowski.de/)

Daniela Wurbs, von „Football Supporters Europe“ (FSE) (http://www.fanseurope.org/)
Manuel Marcos, von „Liberté pour les Abonnés“ aus Paris
Lorenzo Contucci von „MyRoma“ aus Rom
Patrick Vestphael von „Alpha Brondby“ aus Kopenhagen
Burak Berkol von „1907 ÜNIFEB“ aus Istanbul
Umar Fredricks von den Green Brigade aus Glasgow
Pascal Claude, Autor, Journalist und Lehrer (http://knappdaneben.net/)

Wie Ihr alle wisst findet am 14. und 15. Januar in Berlin der FANKONGRESS 2012 statt. Wir haben bisher einen optimal geeigneten, zentralen und beeindruckenden Veranstaltungsort organisiert und ein ansprechendes Programm auf die Beine gestellt. Damit Ihr Euch ein Bild machen könnt, den Veranstaltungsort findet Ihr unter www.kosmos-berlin.de. Derzeit warten wir noch auf einige Zusagen von Referenten und Diskussionsteilnehmern. Die bisherigen Zusagen versprechen aber schon jetzt einen sehr interessanten und inhaltsstarken Fankongress. Gerade im Hinblick auf die jüngsten Debatten rund um das Geschehen in den Fanszenen, dürfte das Zusammentreffen in Berlin sehr spannend und hoffentlich richtungsweisend werden. Wir planen das Programm Mitte nächster Woche auf www.fankongress-2012.de zu veröffentlichen.

An dieser Stelle wollen wir noch einmal dringlich für die Teilnahme am Fankongress werben. Die Anmeldungen von Fanseite aus laufen noch etwas schleppend an. Dabei sind wir Fans es, die den Kongress veranstalten und die Gelegenheit nutzen wollen, für unsere Kultur zu kämpfen! So interessant und diskussionswürdig unsere Gäste und Experten auch sind, wir Fans machen den Kongress erst zum wirklichen Fankongress.

Viele Szenen sind bisher noch nicht angemeldet, obwohl wir von vielen wissen, dass sie kommen wollen. Auch wenn es sich dabei nur um eine Formalie handelt, bitten wir Euch, Euch bis zum 19.12.11 (am besten noch früher) anzumelden, damit wir einfach besser planen können. Das gilt auch für die bei ProFans-aktiven-Gruppen, die an der Organisation beteiligten etc. Ihr könnt Euch vorstellen, was ein solcher Kongress für eine logistische Herausforderung darstellt. Meldet Euch über das Formular auf http://www.erhalt-der-fankultur.de/fankongress/bin/ an. Es ist dabei für das Akkreditierungsverfahren sehr wichtig, dass sich alle Teilnehmer persönlich eintragen! Solltet ihr das Formular nicht aufrufen können, meldet euch bitte unter der unten angegebenen E-Mail-Adresse.

Außerdem treten wir mit einer weiteren Bitte an Euch heran. Um in der Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit für den Fankongress zu schaffen, sollen an den kommenden beiden Wochenenden, also 09./10./11. und 16./17./18. Dezember Aktionen für den Fankongress in den Fanblöcken stattfinden. Die genaue Ausgestaltung (Spruchbänder, Choreos, kleine Aktionen) ist Eurer Kreativität überlassen, sinnvoll wäre es, wenn die Internet-Seite des Fankongresses beworben wird. Und natürlich wäre es sinnvoll, wenn Ihr in Euren Medien, Kurvenflyern, Homepages etc. auf den Fankongress aufmerksam macht. Es wäre weiterhin auch sehr hilfreich, wenn Ihr auf die neue Facebook-Seite des Fankongresses hinweisen könntet (www.facebook.com/pages/Fankongress-Berlin-2012/332622226753643).

Weiter bitten wir Euch darum uns Fotos von Fankultur zur Verfügung zu stellen. Die Fotos solltet Ihr in bestmöglicher Qualität in einem Ordner hochladen und den Link an fankongress@profans.de schicken. Mit Fotos von Fankultur meinen wir Bilder von Choreos, Pyro-Shows, Schalparaden, Fahnen im Block, emotionale Bilder aus den Blöcken, Reviermarkierungen, Corteos aber auch Bilder von Aktionen und Spruchbändern mit fanpolitischem Hintergrund, soziale und karitative Aktionen, Polizeieinsätzen und Repression, Cover von Fanzines und Kurven-Flyern, Leuten mit Stadionverbot (zB schemenhaft vor den Toren der Stadien), Fanmassen auf dem Weg ins Stadion, Diskussionen und Veranstaltungen, Bilder die Identifikation mit dem Verein ausdrücken, Bilder die Fußball ohne Emotionen und Fans ausdrücken und und und.

Wir bedanken uns für Euer Engagement, lasst uns gemeinsam am Ball bleiben!

ZUM ERHALT DER FANKULTUR!
Die Organisatoren des FANKONGRESS 2012