Im Folgenden dokumentieren wir den Text des Interviews, das “Faszination Fankurve” anlässlich der repressiven Maßnahmen im Vorfeld des Revierderbys mit uns geführt hat:

„Sicherheitswahn macht jede Derbyatmosphäre kaputt“

Am Sonntag kommt es in Dortmund zum Revierderby. Durch den Boykott der Ultras Gelsenkirchen wird die Atmosphäre nicht vergleichbar mit vorherigen Derbys sein. Das ist ein Trend. Wir sprachen darüber mit ProFans, die eine Verbündung zwischen rivalisierenden Fanszenen fordern.

Die bundesweite Fanorganisation ProFans ist eine Interessenvertretung zahlreicher Ultràgruppen, auch wenn nicht nur Ultras bei ProFans organisiert sind. Im Interview mit Faszination Fankurve erklärt ProFans, warum die aktuelle Entwicklung bei Derbys für den deutschen Fußball zum Problem werden könnte.

Faszination Fankurve: Wenn wir uns anschauen, wie oft es seit dem 12.12.2012 zur Reduzierung von Kartenkontingenten für Gästefans kam – Kaiserslautern gegen Dresden, Rostock gegen Dresden im Hin- und Rückspiel, ebenso bei Münster gegen Osnabrück, Köln gegen Mönchengladbach und nun bei Dortmund gegen Schalke -, stellt sich die Frage: Wer ist verantwortlich dafür, dass die Kontingente reduziert werden?

ProFans: Hier könnte der sogenannte „Schulterschluss“, den man sich im Zuge der Sicherheitspapierdiskussionen im Jahre 2012 auf die Fahne geschrieben hat, ruhig auch mal greifen. Polizei, Vereine und Politik schieben sich den Ball zwar gegenseitig zu, in der Regel sind an solchen Maßnahmen unserer Erfahrung nach allerdings nicht nur eine, sondern mehrere Parteien beteiligt. So landet der Ball im Endeffekt wieder bei den Fans, die immer noch als Sicherheitsrisiko wahrgenommen werden. Wie die einzelne Gewichtung aussehen mag, kann von Stadt zu Stadt verschieden sein. Wenn bei dem einen Spiel die Vereine sich auf einen „Deal“ eingelassen haben, um die Sicherheitsbehörden zu befrieden, kann es bei dem anderen Spiel schon wieder die Polizei und die Politik sein, die nichts unversucht lassen, die Derbys mit einer Vielzahl von Auflagen zu versehen. Mittlerweile spielen hier wohl auch die Kommunen eine Rolle bei den jeweiligen örtlichen Ausschüssen. Was hier in manch einer Gesprächsrunde ohne Fanbeteiligung für ein Irrsinn beredet wird, vermögen wir uns gar nicht vorstellen zu wollen.

Faszination Fankurve: Sollten Fangruppen Druck auf eigenen Verein ausüben, da die Vereine teilweise diese Entscheidungen treffen?

ProFans: Die bei Pro Fans angeschlossenen Gruppen sehen die noch vorhandenen Drähte zu ihren eigenen Vereinen oftmals als die einzige realistische Chance argumentativ irgendetwas bewegen zu können. Unabhängig davon, ob die Entscheidungen nun von den Vereinen kommen oder von wem auch immer. Wir wissen auch um den Druck, dem manche Vereinsvertreter gegenüber Innenpolitikern, Verbänden und Sicherheitsorganen ausgesetzt sind. Von daher können wir uns schwer vorstellen, dass die Vereine von sich aus auf Maßnahmen wie verminderte Ticketkontingentierungen oder Personalisierung von Eintrittskarten kommen.

Faszination Fankurve: Was erwartet ihr von den verantwortlichen in Bezug auf diese Maßnahmen bei Derbys, die als Risikospiel eingestuft wurden?

ProFans: Das Thema „Derby“ muss endlich mal ernsthaft thematisiert werden. Ob medial, in den öffentlichen Diskussionen oder in der Vielzahl der Gesprächsrunden, die ein Derby so mit sich bringen, sollte man sich vor allen Dingen sachlich und mit Fakten begegnen. Wir nehmen ja an der ein oder anderen Veranstaltung teil. Dabei wird dieses grundsätzliche Thema auffälligerweise gemieden. Die Verbände und Vereine scheinen überhaupt kein Konzept zu haben, wie diesem Phänomen sinnvoll begegnet werden kann. Auf der einen Seite kann es für die Vermarktung der Ligen nicht genug Derbys geben und jedes Schrottspiel wird zu einem Derby erklärt, wie zum Beispiel Hoffenheim gegen Stuttgart. Zusätzliche Spiele (Stichwort Relegation) verstärken bestehende Rivalitäten sogar. Auf der anderen Seite macht der Sicherheitswahn jede echte Derbyatmosphäre kaputt. Die Chancen und Möglichkeiten, die ein Derby bereitet, werden kaum wahrgenommen.

Faszination Fankurve: Und was erwartet ihr von der Polizei?

ProFans: Eine Einmischung in innere Angelegenheiten der Vereine (Verkauf von Eintrittskarten) oder die Rechte von Fußballfans (Freizügigkeit) ist grundsätzlich inakzeptabel. Zumal die Lageeinschätzungen der Polizei in der Regel mehr als fragwürdig sind. Fragt mal die, die sich wirklich mit der Situation auskennen, also die Fanbeauftragten oder Fanprojekte nach den Prognosen der Polizei! Die haben oft ein großes Fragezeichen im Gesicht. In Wahrheit sind die Entscheidungen weder durch eine realistische Einschätzung zu rechtfertigen, noch haben sie irgendeinen konstruktiven Nutzen.

Faszination Fankurve: Was würde passieren, wenn die Fangruppen die Reduzierungen einfach hinnehmen würden?

ProFans: Einknicken wäre die schlechteste aller Reaktionen. Die nächste Schikane wird dann eine noch größere Kartenreduzierung oder ein komplettes Verbot von Gästefans sein. So viel ist klar. Es ist wichtig, dass die Fanszenen jetzt aktiv werden, bevor solche Maßnahmen wie bei den Montagsspielen irgendwann als „normal“ wahrgenommen werden und nachrückende Generationen damit aufwachsen.

Faszination Fankurve: Sind Demonstrationen am Spielort eine Lösung?

ProFans: Es ist immer wichtig, den Protest gegen solche absurden Maßnahmen in die Öffentlichkeit zu tragen. Natürlich hängt es auch vom konkreten Anlass ab. Wir erinnern uns an das komplette Verbot von Gästefans beim Spiel St. Pauli gegen Hansa Rostock im Jahr 2012. Das Ziel war es ganz offensichtlich der Polizei mehr Arbeit zu bereiten, als es bei einem „normalen“ Spielbesuch der Fall gewesen wäre. Das Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit gibt die Möglichkeit etwas gegen die Zustände zu unternehmen. In jedem Fall ist es besser, als resigniert und gefrustet zu Hause vor dem Fernseher zu hocken.

Faszination Fankurve: Was gibt es noch für Möglichkeiten gegen Reduzierungen von Kartenkontingenten vorzugehen?

ProFans: Das stärkste Mittel ist zweifelsohne die Solidarität! Getreu dem Motto „Getrennt in den Farben – in der Sache vereint“ sollten Fanszenen auch bei brisanten Derbys über ihren Schatten springen und gemeinsam agieren. Die Ausschlüsse von Gästefans, die dann doch durch Kartenvermittlung im Stadion auftauchten (Beispiel Union Berlin gegen Eintracht Frankfurt 2012) haben gezeigt, wie eindrucksvoll gemeinsame Aktionen sein können.

Faszination Fankurve: Sind solche Aktionen denn heute überhaupt noch möglich?

ProFans: Natürlich sind die Verantwortlichen heute mehr auf der Hut. Auch ist ein Derby nochmal eine andere Nummer, da kaum Karten zu erstehen sind. Unabhängig von der Aktion selbst ist unsere Empfehlung an die Fanszenen trotzdem klar: Verbündet euch mit euren Rivalen gegen die eigentlichen Feinde unserer Fankultur. Dass die Kölner Südkurve gegen Mönchengladbach nach dem Boykott der Gästefans auf organisierte Stimmung verzichtete, war ein starkes Zeichen. Denn auf ein emotionsloses Derby hat natürlich niemand Bock.

Faszination Fankurve: Zum Thema Boykott: Wenn die Ultras nicht wollen, gibt es auf einmal genug Derbytickets für alle. Wie bekommt man den unorganisierten Fan mit ins Boot, damit der Gästeblock beim Derby nicht doch ausverkauft ist?

ProFans: In erster Linie muss es eine gute Aufklärungsarbeit geben. Medial und vor Ort! Es ist wichtig, andere Gruppen, Fanclubs und Organisationen mit ins Boot zu holen und auch den sogenannten „normalen Fans“ zu vermitteln, dass Einschränkungen bei Tickets oder Transportwegen eben nicht nur die vermeintlich bösen Ultras oder Gewalttäter treffen, sondern langfristig dazu führen, Stadionbesuche für alle Fans noch restriktiver zu machen, als sie es jetzt schon sind. Durch gute Aufklärung und Information können wir außerdem diesen ewigen Versuchen Einhalt gebieten, zwischen „guten“ und „bösen“ Fans zu polarisieren, was die Polizei ja auch auf Demos gerne macht. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch die unorganisierten Fans von der Sache erfahren und sie mittragen, wird größer, je mehr organisierte Fans am Protest teilnehmen. Drittens sollten Alternativangebote organisiert werden.

Faszination Fankurve: Was für Alternativen empfehlt ihr?

ProFans: Ein gemeinsames Anschauen des Spiels, eine Demo oder ähnliches lässt die einzelnen Fans nicht im Regen stehen. Die Situation war eine andere, aber erinnern wir uns kurz daran, wie tausende Herthafans 2010 nach der Schließung der Ostkurve ihre Mannschaft gegen Stuttgart in der Berliner Waldbühne unterstützten. Solche Alternativangebote können die Masse und auch die Öffentlichkeit überzeugen. Also: Versucht noch größer zu denken!

Faszination Fankurve: In eurer Pressemitteilung bezüglich der Derbys in Osnabrück und Münster heißt es: „Mit dem Ausschluss [der Gäste] beraubt man sich einmal mehr seiner Stärken im internationalen Vergleich […].” Könnt Ihr diesen Satz, evtl. mit aktuellem Bezug, etwas genauer erläutern?

ProFans: Diese Aussage ist im Zusammenhang mit dem internationalem Wettbewerb zu sehen, der ja z.B. im TV-Rechte-Diskurs immer wieder von Vereinen und Verbänden beschrien wird. England ist, was die TV-Gelder angeht, uneinholbar vorne und wird das auch bleiben. Was kann die Bundesliga dagegenhalten? Unserer Meinung nach sollte die Liga und damit auch ihre Verbände die vorhandenen Stärken der Bundesliga nutzen, zu denen vor allem die Derbys mit ihrer besonderen Atmosphäre und den Aktionen der hier noch bestehenden Fanszenen gehören. Statt dieses Alleinstellungsmerkmal zu nutzen, geht man auch hier den englischen Weg und lässt die Emotionen eines Derbys aussterben. Insbesondere ist hier natürlich das Derby Dortmund gegen Schalke zu nennen, welches bei Spielern und den Fans auf der ganzen Welt als eines der emotionalsten Spiele der Saison betrachtet wird. Wir raten der Liga dringend, den eingeschlagenen Weg abzubrechen und Derbys als Alleinstellungsmerkmal gegenüber den „toten Ligen“ in England oder Spanien zu akzeptieren!

Faszination Fankurve: Eben haben wir bereits über die Fanszenen gesprochen. Was aber ratet ihr konkret den Verbänden in Bezug auf derartige Maßnahmen bei Derbys oder auch anderen Spielen?

ProFans: Natürlich fordern wir, derartige Maßnahmen bei sämtlichen Spielen unmissverständlich und ohne Ausnahme zu stoppen und mögliche weitere Pläne dorthin zu stecken, wo sie hingehören: in den Mülleimer beschissener DFB- und DFL-Ideen. Damit geht ein Bekenntnis einher, dass man sich der besonderen Bedeutung von Gästefans für die allseits gewünschte besondere Derbystimmung bewusst ist und diese nicht als Mittel für sinnlose Verbote oder Beschränkungen ansieht. Leider muss man inzwischen bezweifeln, dass einige Herren sich eben jener Dinge bewusst sind. (Faszination Fankurve, 04.11.2015)

Link zum Artikel bei Faszination Fankurve

Das Bündnis ProFans spricht sich seit Beginn der Debatte gegen eine weitere Aufsplittung des Spieltags aus. Dass dies ein Anliegen der Kurven in Deutschland ist, zeigen die dokumentierten Fotos der 1. Pokalrunde und des darauf folgenden Spieltages. Dies bestätigt uns in unserer Einschätzung, dass bei der Spieltagsgestaltung Fankurven-übergreifend die Grenzen des Ertragbaren erreicht sind. Faninteressen dürfen nicht einer unter vielen zu beachtenden Faktoren bleiben, sondern müssen einer der entscheidenden Faktoren werden. Die Interessen derjenigen, die dafür sorgen, dass sich der Fußball in Deutschland von dem in anderen Ländern positiv unterscheidet, müssen stärker gewichtet werden! Die DFL, der DFB und die Vereine müssen endlich zur Vernunft kommen und sollten die Spirale nicht überdrehen.


Foto: Horda Azzuro


Ultras 1894


Legio Augusta


Ultras Köln


Foto: www.spvgg-fuerth.com / Fußballidol


Violet Crew


Schickeria


Ultraszene Mainz


Sankt Pauli Mafia / Foto: KleinerTod


Brigade Nord 99 / Foto: HARZA.de


Harlekins/hb98.de


Harlekins/hb98.de


Legio Augusta / Foto: hb98.de


Legio Augusta / Foto: hb98.de


Lokal Crew


Ultras Leverkusen


Ultras Leverkusen


Violet Crew


Schickeria


Sankt Pauli Mafia / Foto:KleinerTod


Foto: Meenzer-on-tour


Foto: BVB-Fanabteilung


Foto: Schwatzgelb


Foto: Kohorte

Sehr geehrter Herr Seifert,

die Bundesliga ist seit Jahrzehnten eine der attraktivsten Fußballligen der Welt. Hochklassiger Fußball begeistert die Zuschauer, eindrucksvolle Choreographien und bedingungslose Leidenschaft locken jedes Wochenende Hunderttausende in die Stadien und vor den Fernseher.
Dieses Alleinstellungsmerkmal gilt es zu stärken. Die Fans im Stadion sind ein bedeutender Bestandteil der Attraktivität des deutschen Fußballs. Die Bundesliga bietet hier im weltweiten Vergleich etwas ganz Besonderes: ausverkaufte, stimmungsvolle und euphorische Stadien. Ohne Emotionen wäre der Profifußball in Deutschland deutlich weniger reizvoll, nicht nur für die Stadionbesucher, sondern auch für die Zuschauer am Fernseher. Die Unterstützung der Fans in den Stadien lässt den Zuschauer aktiv am Geschehen teilnehmen und stärkt die emotionale Bindung zum Fußball. Gleichzeitig berichten Spieler immer wieder, welche Bedeutung es für sie hat, vor vollen und emotionalen Rängen spielen zu können.
Die zunehmende Zerstückelung der Spieltage in der ersten und zweiten Bundesliga beschädigt dieses deutsche Alleinstellungsmerkmal. Zu einem Spiel am Montag um 20:15 Uhr oder am Mittwoch um 17:30 Uhr kommen grundsätzlich weniger Fans ins Stadion, als an einem Samstagnachmittag. Weniger Fans sind in der Regel gleichbedeutend mit weniger Stimmung und weniger Emotionalität. Dies trifft vor allem die Gästefans enorm, jene Fans, die für das Erlebnis Fußball besonders wichtig sind, da sie als Multiplikator der gesamten Stimmung im Stadion und v.a. der Emotionen dienen.
Seit der Initiative Pro15:30 haben die Fanverbände immer wieder das Gespräch mit der DFL gesucht, dennoch wurde der Spieltag sukzessive ausgeweitet und fanunfreundlicher gestaltet. Wir erkennen an, dass seit einem Jahr die Terminierung seitens der DFL besser und zügiger läuft, doch das darf nicht der Weisheit letzter Schluss sein!

Aus unser Sicht sind folgende Forderungen bei der Vergabe der Fernsehrechte unbedingt zu berücksichtigen:

– Keine weitere Zerstückelung der Spieltage, weder in der ersten, noch in der zweiten Bundesliga.
– Bei den zwei Sonntagsspielen der ersten Bundesliga ist grundsätzlich jenes Spiel um 15:30 Uhr ansetzen, bei dem die geographische Entfernung zwischen den beiden Städten größer ist.
– Der Anpfiff bei “englischen Wochen” in der zweiten Bundesliga darf nicht vor 20:00 Uhr stattfinden. Soll die zweite nicht zeitgleich zur ersten Bundesliga gezeigt werden, so ist zu prüfen, die Spiele der zweiten Bundesliga in eine andere Kalenderwoche zu verschieben.* Grundsätzlich sollten englische Wochen komplett vermieden werden!
– Abschaffung des Montagsspiels in der zweiten Bundesliga. Soll ein vermeintliches Topspiel ein Alleinstellungsmerkmal besitzen, so könnte der 20:30 Uhr-Termin an einem Samstag gewählt werden.
– Abschaffung der Freitagabendspiele in der ersten und zweiten Bundesliga.
– Zeitnahe genaue Terminierung der ersten Bundesliga, wenige Tage, nachdem zu berücksichtigende Europapokal- oder DFB-Pokal-Spiele feststehen.
– Langfristige Terminierung der zweiten Bundesliga, sobald die Teilnehmer (bzw. in späteren Runden der potentiellen Teilnehmer) der nachfolgenden DFB-Pokalrunde feststehen.

Wir möchten auch darauf hinweisen, dass die Bundesliga trotz des vermeintlichen finanziellen Wettbewerbsnachteil in den letzten Jahren sportlich konkurrenzfähig war und ist, was sich auch durch den Weltmeistertitel zeigte. Riskieren Sie nicht leichtfertig die hier gewachsenen Strukturen, um eine finanzielle Lücke zu schließen, die auch auf Grund der unterschiedlichen Strukturen und historischen Begebenheiten extistiert.

Mit freundlichen Grüßen

ProFans

*Laut DFL Rahmenterminkalender 2015/16 ist in der Kalenderwoche 39 (2015) eine englische Woche angedacht. Diese könnte auf die Kalenderwoche 40 (2015) verschoben werden. In dieser Woche finden weder nationale noch internationale Spiele mit deutscher Beteiligung statt. Auch ist diese Woche nicht durch die Fifa gesperrt worden. Eine zweite englische Woche soll in der KW 10 (2016) stattfinden. Diese könnte umgangen werden, indem die Winterpause um eine Woche verkürzt wird.

Bloße Neuauflage des Fankongresses kommt nicht in Frage

Im zweiten Teil des großen Winterinterviews zieht ProFans ein Fazit zum NRW-Pilotprojekt, informiert über den Stand der Planungen für einen Fankongress 2016, erklärt was die DFL zu einem Montagsspiel in der 1. Bundesliga sagt und äußert sich zu den Themen RB Leipzig und HoGeSa.

Faszination Fankurve:
In Nordrhein-Westfalen gab es ein Pilotprojekt, das weniger Polizisten bei Nicht-Risikospielen vorsah. Welche Erfahrungen haben die in ProFans organisierten Gruppen mit dem Projekt gemacht?
ProFans: Weniger Polizei bei Fußballspielen – das finden wir natürlich gut. Wir haben auch positive Rückmeldungen bekommen. Viele Fans fühlen sich durch weniger Polizei freier und mehr wie „normale Bürger“ behandelt. Die Festlegung, was denn nun genau ein „Risikospiel“ ist und was nicht, erscheint derweil immer noch ziemlich undurchsichtig. Es hat Spiele gegeben, bei denen weniger Polizei eingesetzt wurde, obwohl es eine gewisse Rivalität zwischen den Fanszenen zu verzeichnen gab. Das könnte auch als gewisse Provokation gedeutet werden. Als aufmerksame Beobachter verfolgen wir natürlich, ob Vorfälle bei solchen Spiele nicht im Nachhinein benutzt werden, um das Projekt als „gescheitert“ zu deklarieren. Zudem beobachten wir genau, ob – wie einige Spiele vermuten lassen – die offensichtliche Polizeipräsenz zwar heruntergefahren wird, aber dafür vielen Fußballfans – auch ohne Stadionverbot – mit anderen polizeilichen Maßnahmen, wie z.B. Betretungsverboten, zu Leibe gerückt wird. Insgesamt können wir den Fans natürlich nur empfehlen, den Sicherheitsfanatikern nicht unnötige Vorlagen zu liefern. …

Hier geht es weiter mit Teil 2 des Interviews

„Sanktionen vom DFB sind nicht nachvollziehbar“

Die Organisation ProFans, in der zahlreiche Ultràgruppen organisiert sind, stand im großen Winterinterview Rede und Antwort. Im ersten Teil geht es um das derzeit stark diskutierte Thema der DFB-Strafen, aber auch um Anstoßzeiten, erlaubte Fanutensilien und den Dialog mit DFB und DFL.

Faszination Fankurve: Der letzte Fankongress in Berlin liegt jetzt etwas über ein Jahr zurück. Was hat sich seitdem für aktive Fans in deutschen Stadion verändert?
ProFans: Wenn wir jetzt sagen würden, dass die Signale der Verbände und Vereine nach dem Fankongress klar in Richtung Dialog gingen und sich dieser mehr auf Augenhöhe justieren lasse, wäre es nur eine Wiederholung einiger unserer Aussagen nach dem ersten Fankongress. Gerade an dem Thema Verbandsstrafen reibt man sich mittlerweile auf, und man wird wohl bald wieder an einem Punkt ankommen, an dem der Dialog in diesem Zusammenhang auf den Prüfstand gestellt wird. Die Tatsache, dass Fußballfans in der öffentlichen Diskussion immer noch als eine Gefahr wahrgenommen werden, Gewerkschaftsfunktionäre, Politdemagogen und Hardliner unter den Funktionären ein größeres Gehör erhalten als Fanorganisationen und es dementsprechend immer wieder zu unverhältnismäßigen Maßnahmen gegen ganze Fangemeinschaften kommt, macht die Sache natürlich nicht einfacher.

Faszination Fankurve: Zu Saisonbeginn habt ihr euch dem Thema Anstoßzeiten verstärkt angenommen. Wie fällt euer Fazit aus? …

Hier geht es weiter mit Teil 1 des Interviews.