Aufmerksame Leser*innen unserer Pressemitteilung haben uns die Rückmeldung gegeben, dass sich irgendwie ein Fehler bei unserer Streckenberechnung eingeschlichen hat. Wir bitten diesen Fauxpas zu entschuldigen.  Die Entfernung der Strecke zwischen Bremen und Mönchengladbach beträgt 329km und nicht wie angegeben 476km. Da die Preisverleihung bereits erfolgt ist, ist es zu spät den Gewinner für den Monat Dezember noch einmal zu ändern. Unsere grundsätzliche Kritik an den Anstoßzeiten bleibt unabhängig davon natürlich bestehen. Den Fans von Werder Bremen geht es da nicht anders, als allen anderen Fans auch. Der Gewinn des SAM (SpielAnsetzungsMonster) ist grundsätzlich symbolisch zu verstehen und stellvertretend für alle betroffenen Fans gedacht.

Für fangerechte Anstoßzeiten!

ProFans im Dezember 2014

ProFans unterstützt die neu gegründete Kampagne „Nein zu RB“ und ruft Fans und Vereine dazu auf, gegen die übermäßige Kommerzialisierung des Fußballs aktiv zu werden

Berlin, den 7. August 2014: Das unabhängige Bündnis ProFans unterstützt ausdrücklich die bundesweite Kampagne” Nein zu RedBull! Für euch nur Marketing – Für uns Lebenssinn! ”, die sich primär gegen den 2009 gegründeten Verein „RasenBallsport Leipzig e.V.“ richtet.

Seit der Gründung des Vereins verfolgt der dahinter stehende Konzern „RedBull“ die Etablierung seines Brausegetränks auf dem deutschen Markt, wobei es ihm um reines Marketing geht. Mit dem Fußball, den die unzähligen Fans dieses Landes lieben und den damit einhergehenden Werten, hat das nichts mehr zu tun. “Das Beispiel RedBull kann maßgeblich für die zukünftige Entwicklung des Fußballs in Deutschland werden”, sagt Sandra Schwedler von ProFans. “Die 50+1 Regel ist bis zur Unkenntlichkeit verbogen worden. Die Liga, Fans und Vereine müssen sich fragen, ob man zu einer Konzernliga werden will oder nicht“, so Schwedler weiter.

Erst sah das die DFL allem Anschein nach ähnlich, störte sich an den vielen Ungereimtheiten innerhalb des Retortenvereins und versagte RB Leipzig nach deren Aufstieg in der Saison 2013/2014 die Zweitligalizenz. „Leider zeigte sich schnell die Inkonsequenz der DFL, als diese nach einigen Schönheitskorrekturen innerhalb der Vereinsstrukturen und am Vereinslogo, die Lizenz dennoch vergab“, bedauert ProFans-Sprecher Alex Schulz.

Dass Vereine die von Konzernen oder Mäzen dominiert sind, einen enormen finanziellen Wettbewerbsvorteil für sich generieren steht dabei außer Frage. Für ProFans ist diese Entwicklung nicht mehr tragbar, denn noch nie war das Ungleichgewicht innerhalb der Profiligen größer und der Traditions- und Amateurfußball bedrohter. Der Fall RB Leipzig erscheint in der stetig voranschreitenden Entwicklung des deutschen Fußballs hin zu einem überkommerzialisierten Produkt, als eine Spitze des Eisbergs. Die aktiven Fanszenen stehen an einem Scheideweg. „Das Problem betrifft natürlich nicht nur die Fans und Vereine der 2. Liga. Alle Fußballfans des Landes sind gefragt, sich gegen diesen Ausverkauf der Fußball-Tradition zu wehren“, sagt Jakob Falk von ProFans.

ProFans ruft daher die Fans, aber auch die Vereine selbst, dazu auf, gegen RB Leipzig aktiv zu werden, die Kampagne „Nein-zu-RB“ zu unterstützen und dieser durch verschiedene Aktionen, Leben einzuhauchen.

Bitte beachten Sie die Internetseite der Kampagne:
http://www.nein-zu-rb.de/

ProFans, im August 2014

Nachdem der Sicherheitsbeauftragte des DFB, Hendrik Große-Lefert, in der Öffentlichkeit Kritik an unserer Pressemitteilung vom 24. Juli 2014 geäußert und auch die Intention des Empfehlungsschreibens zur Freigabe von Fanutensilien unserer Meinung nach komplett anders verstanden hat, haben wir uns als ProFans nun ebenfalls öffentlich geäußert. Dieses Mal nicht in Form einer PM, sondern mit einem Interview auf faszination-fankurve.de.

„Das Empfehlungsschreiben stark diskreditiert“

Die Fanorganisation ProFans ist enttäuscht, dass der Sicherheits-Beauftragte des DFB, Hendrik Große-Lefert, das Empfehlungsschreiben des DFB anders interpretiert als die Fanvertreter. ProFans denkt nach der Enttäuschung über ein Ende des Dialogs mit dem DFB nach.

Faszination Fankurve: Der DFB hat in der letzten Woche ein Papier an die Vereine verschickt, das die Freigabe verschiedener Fanutensilien empfiehlt. Wart Ihr als ProFans an der Entstehung dieses Papiers beteiligt?
ProFans: Als eine von mehreren bundesweiten Fanorganisationen sind wir in der AG Fanbelange/Fanarbeit des DFB vertreten. Dort werden die unterschiedlichsten Themen rund um die Belange der Fußballfans behandelt. Nach vielen restriktiven Maßnahmen in den vergangenen Jahren, sahen wir als AG die Notwendigkeit, den Fans mehr Sicherheit in der Mitnahme von Fanutensilien zu geben. Das Schreiben sollte ein deutliches Zeichen an die Fans sein, dass sich die AG Fanbelange/Fanarbeit für eine uneingeschränkte Verwendung von Dingen wie beispielsweise Fahnen, Doppelhalter und Trommeln im Stadion ausspricht.
Dafür entwickelten wir mit den anderen Fanorganisationen über ein gutes Jahr lang ein Empfehlungsschreiben samt Glossar, in dem neben der empfohlenen Freigabe auch eine Erklärung sämtlicher fantypischer Materialien zu finden ist, die für uns zu einer lebendigen Fankultur gehören und nicht beschränkt werden sollten.

Faszination Fankurve: Welche Erwartungen waren bei der Ausarbeitung an dieses Papier geknüpft?
ProFans: Die Erwartungen waren enorm hoch! Dem langjährigen Theater um Fanutensilien-Verbote, teilweise als Erziehungsmaßnahmen im Sinne einer pauschalen Sippenhaft gedacht, sollte endlich ein Ende gemacht werden. Alle Anwesenden waren sich einig, dass das Verbot von Fanutensilien in den Stadien nie dafür sorgen würde, dass es nicht mehr zu Auseinandersetzungen beispielsweise an Rastplätzen kommen wird. Ebenso war auch den Verbänden klar, dass Pyrotechnik nicht aus den Kurven verschwindet, wenn Megaphone verboten werden. Fanutensilien müssen einfach ein ebenso hohes Gut wie Stehplätze sein. Einschränkungen und Verbote von Fanutensilien sind für uns als ProFans ganz grundsätzlich nicht hinnehmbar.

Faszination Fankurve: Gab es auch kritische Stimmen bei der Erarbeitung des Papiers?
ProFans: Unsere Euphorie wurde von Seiten des DFB schnell etwas gebremst, da oftmals auch kommunale Richtlinien die Vereine beim Thema Fanutensilien beschränken. Selbstverständlich ist dies in unseren Augen oftmals nur ein Vorwand, um die Schuld der Politik zuzuschieben. Jedoch waren sich Fanvertreter und Verbände einig, dieses Schreiben neben den Vereinen auch politischen Entscheidungsträgern zukommen zu lassen, um so auf eine bundeseinheitliche Regelung hinzuwirken. Dieses Ziel wurde auch von der DFB-Kommission „Prävention und Sicherheit“ festgehalten.

Faszination Fankurve: Kurz vor dem Saisonstart der 3.Liga ging das Schreiben an die Vereine. Ein großer Erfolg?
ProFans: Ja und nein. Auf der einen Seite haben wir es geschafft, dass sich die AG Fanbelange erstmals öffentlich äußert und gegen die Beschränkung von Fanutensilien vorgeht. Auf der anderen Seite waren wir enttäuscht, dass der DFB erst nach mehrfachen Aufforderungen unserem Wunsch nach einer Versendung des Schreibens vor der Saison 2014/2015 nachkam. Deutlich zu spät für die früher startende 3. Liga, in der es bereits enorme Materialeinschränkungen gibt.

Faszination Fankurve: Der Sicherheitsbeauftragte des DFB, Hendrik Große-Lefert, hingegen sprach laut einem Westline-Bericht davon, dass das Papier vorschnell in die aktuelle Diskussion eingebracht wurde und damit die Idee der Empfehlung “verfälscht” worden sei. Wie steht ihr zu diesen Aussagen?
ProFans: Wir sind fassungslos. Dass Herr Große-Lefert die Intention dieser Empfehlung minimierte und zugleich anmerkte, dass es immer Gründe gäbe, Material nicht freizugeben, widerspricht den Zielen, die wir uns mit diesem Empfehlungsschreiben gesetzt haben und die der Forderung der AG Fanbelange/Fanarbeit entsprachen. Scheinbar haben die Fanvertreter und Herr Große-Lefert die Absichten dieses Schreibens komplett unterschiedlich aufgefasst. Leider war Herr Große-Lefert bei der Entstehung persönlich nicht dabei.
Nun haben wir viel Energie, Zeit und Hoffnungen in eine Empfehlung investiert, mit der sich der offizielle Unterzeichner scheinbar doch nicht wirklich identifiziert.
Wenn das Schreiben nicht in die aktuellen Diskussionen in Münster und Wuppertal eingebracht würde, wozu wäre es dann überhaupt noch nützlich?!

Faszination Fankurve: Klingt stark nach Diskussionsbedarf. Wie geht es jetzt weiter?
ProFans: Den gibt es allerdings! Die Fangruppen, die wir vertreten, sind zu Recht schwer enttäuscht. Nach vielen Jahren sicherlich wichtiger Gespräche mit dem DFB, gab es nun erstmals ein vorzeigbares Ergebnis. Wenn der DFB die generelle Freigabe aller gängigen Fanutensilien empfiehlt, bringt das die Vereine in Zugzwang. Dort wo es noch besondere lokale Verordnungen gibt, könnten Fans und Vereine auf der Grundlage des Schreibens mit der Politik das Gespräch suchen. Mit Rückendeckung des DFB sind solche Gespräche sicher auch nicht aussichtslos. Nun ist das Empfehlungsschreiben jedoch stark diskreditiert worden und hat aus unserer Sicht durch die öffentlichen Äußerungen des DFB an Wert verloren. In naher Zukunft steht wieder ein Treffen der AG an. Dort wird das Papier auf jeden Fall noch einmal ein Thema sein. Es wird so natürlich immer schwerer Gründe zu finden, um weiter mit den Verbänden im Dialog zu bleiben, wenn eigentlich gute Ansätze so torpediert werden.
Wir hoffen, dass die Vereine das Empfehlungsschreiben ernst nehmen und endlich erkennen, dass Material-Verbote erstens kein Lösungsmittel für Probleme sind und zweitens Fanutensilien uneingeschränkt zu einer lebendigen Fankultur in den Stadien gehören. (Faszination Fankurve, 31.07.2014)

Interview bei Faszination Fankurve

An

Stefan Weil, Niedersächsischer Ministerpräsident

Boris Pistorius, Minister für Inneres und Sport des Landes Niedersachsen

die MitgliederInnen des Ausschuss für Rechts und Verfassungsfragen des Niedersächsischen Landtags

die MitgliederInnen des Ausschuss für Inneres und Sport des Niedersächsischen Landtags

die innenpolitischen SprecherInnen der niedersächsischen Landtagsfraktionen

die rechtspolitischen SprecherInnen der niedersächsischen Landtagsfraktionen

die sportpolitischen SprecherInnen der niedersächsischen Landtagsfraktionen

Andreas Rettig, Vorstand des Ligaverbandes

Martin Kind, Präsident Hannover 96

Zur Kenntnis

Hendrik Große Lefert, Sicherheitsbeauftragter DFB

Michael Gabriel, Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte

Thomas Beckmann, Bundesarbeitgemeinschaft der Fanprojekte

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Weil,

Sehr geehrter Herr Minister Pistorius,

Sehr geehrte Mitgliederinnen und Mitglieder der Ausschüsse,

Sehr geehrte Sprecherinnen und Sprecher der Landtagsfraktionen,

Sehr geehrter Herr Rettig,

Sehr geehrter Herr Kind,

Wir, die „IG Unsere Kurve“ und „ProFans“ sind zwei überregional tätige Fanorganisationen und vertreten die Interessen von weit über 100.000 organisierten Fußballfans und sind verlässlicher Ansprechpartner für DFB, DFL und weitere Institutionen.

Wir wenden uns mit diesem offenen Brief an Sie, da die jüngsten Ankündigungen rund um die Erstligabegegnung Eintracht Braunschweig gegen Hannover 96 für uns Grund zur Sorge sind. Laut Mitteilung auf der Homepage von Hannover 96 vom 11. März 2014[1] werden die Eintrittskarten für die Gästefans aus der Landeshauptstadt erst während einer organisierten Busfahrt ab Hannover ausgehändigt.

Dieses Vorgehen erscheint uns zutiefst problematisch und in Teilen verfassungswidrig.

Die Tatsache, dass alle Bürgerinnen und Bürger, welche dieses Spiel aus dem Gästeblock verfolgen möchten, verpflichtend mit den von Hannover 96 organisierten Bussen nach Braunschweig reisen müssen, verletzt unserer Ansicht nach das Recht jeder betroffenen Bürgerin und jedes betroffenen Bürgers auf Reisefreiheit, wie sie in Art. 13, Abs. 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, Art. 12, Abs. 1 des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte, Art. 21, Abs. 1 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union und Art. 11, Abs. 1 des Grundgesetzes verbrieft ist.

Natürlich sehen einige der genannten Gesetze auch die Möglichkeit der Einschränkung des Grundrechts auf Reisefreiheit vor, aber nur um strafbaren Handlungen vorzubeugen (Art. 11, Abs. 2 GG) oder zum Schutz der öffentlichen Ordnung (Art. 12, Abs. 3 IPbpR). Wir bezweifeln aber stark, dass im vorliegenden Fall der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gewahrt wurde. Aus der simplen Absicht, ein Fußballspiel verfolgen zu wollen, kann wohl kaum eine Gefahr für die öffentliche Ordnung abgeleitet werden und 2.100 Fußballfans pauschal die Absicht strafbarer Handlungen zu unterstellen, erscheint uns auch mehr als unangebracht.

Hier möchten wir auf das Hinspiel am 8. November letzten Jahres im Hannoveraner Stadion verweisen. Laut Polizeimitteilung kam es während des gesamten Tages trotz ca. 2.000 gewaltbereiter Fans beider Lager nur zu lediglich 5 Festnahmen, 22 Personen wurden leicht verletzt, kein einziger Polizist oder Bürger schwer. Am Ende sahen 47.200 Menschen ein sportlich schwaches Unentschieden und selbst Hannovers Polizeipräsident Volker Kluwe zog ein positives Resümee des Tages, als er sich mit den Worten „Unser Konzept zur Trennung rivalisierender Gewalttäter ist aufgegangen. Wir konnten ein Aufeinandertreffen […] unterbinden und somit Schlimmeres verhindern.“[2] zitieren lies. Auch die Fanvertreter der Hannoveraner Interessengemeinschaft Rote Kurve werten die Polizeitaktik aus dem Hinspiel als Erfolg. Es kam zu keinerlei Kontakt zwischen den rivalisierenden Fans und das, obwohl Teile der Braunschweiger Fans individuell in die Landeshauptstadt reisten.

Ebenso ist es für uns unverständlich, dass die genannte Entscheidung ohne ersichtliche Rücksprache mit Fanbeauftragten und/oder Fanprojekten erfolgte. Gerade diese Institutionen gilt es beim Dialog zwischen Vereinen und Fans als Vermittler zu nutzen und ihre Expertise in der Bewertung von solchen Vorgehen zu nutzen.

Unter diesen Voraussetzungen appellieren wir dringend an Sie, die angekündigten Maßnahmen zu überdenken. Nutzen Sie alles in Ihrer Macht stehende, um das aktuell geplant Vorgehen zu verhindern. Denn auch Fußballfans haben einen Anspruch darauf, als mündige Bürgerinnen und Bürger selbst zu entscheiden, wie sie zu einem Spiel reisen.

Für Rückfragen stehen wir selbstverständlich gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

IG Unsere Kurve / ProFans

ProFans bestürzt über aktuelle Äußerungen von Offiziellen / Sachlichkeit bleibt auf der Strecke / Differenzierung notwendig / Verantwortung liegt auch bei den Medien

ProFans ruft zu mehr Sachlichkeit in der aktuellen Fandebatte über Pyrotechnik und Gewalt auf. Die im Fanbündnis organisierten Gruppen sind bestürzt über den Verlauf der öffentlichen Diskussion und die Äußerungen von Offiziellen sowie die Vermischung der Themenfelder – auch in den Medien des Landes. Eine differenzierte Herangehensweise ist unbedingt notwendig, eine Diskussion mit Fans statt über Fans unumgänglich.

Es ist erschreckend, wie nach den DFB-Pokalspielen in Frankfurt und Dortmund eine öffentliche Debatte zustande gekommen ist, die von Populismus seitens der Polizeigewerkschaften, unsachlichen Aussagen seitens der Vertreter von DFB und DFL sowie rechtsstaatlich fragwürdigen, wenn nicht gar absolut unvertretbaren Reaktionen von Vereinsoffiziellen sowie selbst dem hessischen Innenminister getragen ist. Hierbei wird wie immer das Thema Pyrotechnik mit Ausschreitungen gleichgesetzt, sicher auch ein Verschulden der Medien, die diese Verquickung viel zu selten hinterfragen. Damit das klar ist: ProFans lehnt Gewalt ab, ist sich aber auch darüber im Klaren, dass Gewalt im Fußball eben nicht zunimmt, wie vielerorts konstatiert.

Der Gebrauch von Pyrotechnik – und damit ist ganz ausdrücklich nicht das Abschießen von Leuchtkugeln, das Werfen von Böllern oder das Befördern bengalischer Feuer in Zuschauerblöcke oder auf das Spielfeld gemeint – ist Teil der Fan- und insbesondere Ultra-Kultur. Um einen kontrollierten, vielleicht sogar irgendwann legalen Weg der Nutzung zu finden, haben sich zahlreiche Fangruppen, die hauptsächlich dem Spektrum der Ultras zuzuordnen sind, unter dem Dach der Initiative „Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren“ zusammengeschlossen und mit dem DFB und der DFL an einen Tisch gesetzt. Dies war die einmalige Chance für die Verbände, mit den Ultras, deren Ziele und Beweggründe sie nicht verstehen und die ihnen gegenüber sehr kritisch eingestellt sind, in den Dialog zu treten und zwar langfristig. Die Ultras bewiesen, dass sie zu Kompromissen bereit sind und reichten den Verbänden die Hand. Wohlgemerkt auch Gruppen, die der DFB und die DFL sonst wohl nie erreicht hätten. Zu gemeinsamen Positionen zu kommen, hätte der Sicherheit und dem Hausfrieden sehr genützt. Es ist schon befremdlich genug, dass die Offiziellen aus Frankfurt diese Chance nicht genutzt, sondern einseitig die Gespräche beendet haben. Die Aussage von Herrn Dr. Rauball (DFL) hingegen entlarvt diese Gespräche als Farce: Nie habe eine Veränderung des aktuellen Status Quo für die Verbände im Raum gestanden. – Deutlicher kann man seinen Gesprächspartner nicht vor den Kopf stoßen.

Das Ergebnis des Gesprächsabbruchs war die Schwächung moderater Kräfte in den Kurven und die Beweisführung der Ultras, dass sich Pyrotechnik zum einen nicht einfach verbieten lässt und zum anderen abgebrannt werden kann, ohne dass jemand verletzt wird – ein Umstand, der den Vereinen, dem DFB, der DFL und natürlich der Polizei aus nachvollziehbaren Gründen nicht genehm ist. ProFans ist bekannt, dass es körperliche Gewalt gegen andere Stadionbesucher und die Polizei in Frankfurt und Dresden gegeben hat, und lehnt diese ab. Allerdings weist ProFans auch darauf hin, dass das Abbrennen von Pyrotechnik an sich keinesfalls eine Form körperlicher Gewaltanwendung ist. Auch die Bezeichnung „Krawalle“ beschreibt, insofern vom Abbrennen von Pyrotechnik die Rede ist, in keiner Weise den sachlichen Tatbestand. Der direkte Bezug von körperlicher Gewalt und bengalischen Feuern, der hier offenbar bewusst immer wieder hergestellt wird, ist entweder böswillig-populistisch oder fahrlässig. Auf jeden Fall dient er nicht einer sachlichen Aufarbeitung der Geschehnisse.

Ebenso wenig übrigens, wie die Reaktion der Vereine. Wenn Martin Kind die Dauerkartenpreise für Ultras erhöhen möchte, dann zeugt dies ebenso von einem gefährlichen Verständnis der Rechtsstaatlichkeit, wie wenn Heribert Bruchhagen „bekennenden Ultras“ die Dauerkarten verwehren will. Zudem diskriminieren sie eine Fangruppe in ihrer Gesamtheit. Wenn Herr Bruchhagen dann auch noch gemeinsam mit dem hessischen Innenminister Boris Rhein dafür sorgen möchte, dass Schulen und Arbeitgeber vermeintlich gewalttätiger Fußballfans durch die Polizei über ihren Freizeitvertreib informiert werden sollen, so muss man sich fragen, ob insbesondere Letzterer nicht noch einmal das Strafgesetzbuch bzw. die Strafprozessordnung studieren sollte. Er würde dann feststellen, dass die „Nebensanktion gesellschaftliche Isolation“ vom Gesetzgeber bisher nicht vorgesehen wurde. Ebenso wenig übrigens die „Nebensanktion Stellenverlust“.

Pikant sind auch die Äußerungen von DFB-Präsident Dr. Zwanziger. Gerade erst war ein neuer Versuch des Dialogs zwischen DFB/DFL und Fanvertretern begonnen worden. Hinter den Kulissen wird an einer neuen Struktur der „Arbeitsgruppe Fanbelange“ gearbeitet, um effektiv, transparent und für alle Beteiligten ergebnisorientiert eben mit und nicht nur über Fans zu sprechen. Mit seinen jüngsten Aussagen, die zweifelsohne dem öffentlichen Druck geschuldet sind, konterkariert Herr Dr. Zwanziger diese Bemühungen gewissermaßen. Schließlich ruft er doch OHNE mit den Fans vorher geredet zu haben, direkt nach harter Bestrafung, die allerdings bisher nie ihren gewünschten Erfolg hatte. ProFans mahnt eindringlich dazu, wieder auf eine sachliche Ebene zurück zu finden und den intensiven Dialog zu suchen. Die Reaktionen der Offiziellen müssen dringend Gesprächsthema der sich konstituierenden Arbeitsgruppe werden, um diese nicht von vornherein ad absurdum zu führen. Es wäre fatal, wenn die sogenannte Task Force, die DFB und DFL am 14. November beim Runden Tisch mit den Innenministern (der alles andere als ein solcher ist und wo man wieder einmal über und nicht mit Fans spricht) ins Leben rufen möchten, ein Gremium werden würde, bei dem Fanvertreter erneut außen vor blieben!

Das Vertrauen der Fan- und Ultraszenen für eine Zusammenarbeit mit DFB und DFL ist derzeit mehr als erschüttert. Es ist davon auszugehen, dass sich viele Fans und Ultras solidarisch mit anderen Enttäuschten von den Verbänden und Gesprächsversuchen abkehren und sich zunehmend wieder allen Mahnungen verschließen werden. Die Antipathien gegenüber sämtlichen Offiziellen wachsen damit weiter. Diese Entwicklung zeichnet sich bereits deutlich ab, wie auch die Beispiele der jüngsten Vorfälle im DFB-Pokal bestätigen. Damit wird die Situation aus Sicht von ProFans nicht besser, sondern vielmehr unberechenbarer und damit gefährlicher. Wir ermahnen die Verantwortlichen von DFB und DFL dringlich – vor allem auch im Interesse der Sicherheit – das Konfliktpotential nicht noch größer zu machen, als es ohnehin schon ist.

ProFans erneuert hiermit die Einladung an die Verbände, beim Fankongress am 14. und 15. Januar 2012 die Gelegenheit einer sachlichen Diskussion und Aufarbeitung wahrzunehmen, anstatt in alte Muster zu verfallen.

ProFans im November 2011