Pressemitteilung - 21. Februar 2020
Kollektivstrafen – das Machtinstrument der Despoten
– 20. 2. 2020: In Gedenken an die Opfer des Terroranschlages von Hanau verzichtet ProFans auf die sofortige Herausgabe dieser Pressemitteilung. –
Kollektivstrafen – das Machtinstrument der Despoten
Berlin, den 20.02.2020
Am 23. Mai 1949 gab sich die Bundesrepublik Deutschland ihre Verfassung, deren Artikel 1 im ersten Satz besagt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Gleich im Artikel 2 heißt es: „Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.“
Nun regelt das Grundgesetz nur das Verhältnis des Staates zu den Menschen, die unter seiner Macht stehen, nicht aber das Verhältnis von Menschen und nichtstaatlichen Organisationen untereinander. Darin sieht der Deutsche Fußballbund seit vielen Jahren für sich die Rechtfertigung, die Menschenwürde von Zuschauern und Fans bewusst und wiederholt zu verletzen.
Als im Jahre 2018, 69 Jahre nach Inkrafttreten des Grundgesetzes, der damalige DFB-Präsident Grindel die Aussetzung der Kollektivstrafen verkündete, dachten viele, dies sei ein verlässliches Bekenntnis zur Achtung der Menschenrechte der Fans. Aber weit gefehlt! Längst ist es beim DFB wieder etablierte Praxis, stellvertretend für Einzelne, die eine Rechtsnorm oder auch nur eine privatrechtliche Verpflichtung verletzt haben, Unbeteiligte zu bestrafen.
Wie jetzt bekannt wurde, dürfen die Fans von Borussia Dortmund für drei Jahre nicht die Spiele ihrer Mannschaft bei der TSG Hoffenheim besuchen. Grund dafür ist die Beleidigung des Mäzens der Hoffenheimer, der, unbeirrrt von der nicht nachlassenden massenhaften Kritik, an seinem den sportlichen Wettbewerb pervertierenden finanziellen Engagement festhält und damit fußballinteressierte Menschen im ganzen Land gegen sich aufbringt.
Trotz allem hat auch Herr Hopp ein Recht auf den Schutz seiner persönlichen Würde, keine Frage. Wer jedoch den vermeintlichen Schutz einer Person vor beleidigenden Äußerungen über die Menschenwürde Tausender stellt, handelt niederträchtig und demagogisch. Denn es verletzt die Menschenwürde, wenn Unschuldige wegen Handlungen, für die andere verantwortlich sind, bestraft werden. Diese Erkenntnis ist de facto Konsens in allen zivilisierten Gesellschaften – nicht jedoch beim DFB!
Zudem muss man sich fragen, welchen Plan der größte nationale Sportfachverband der Welt damit eigentlich verfolgt. Es ist doch sattsam bekannt, wie Menschen reagieren, die man benachteiligt, ohne dass sie dazu Anlass gegeben hätten: Sie entwickeln Wut, Zorn, Hass. Wenn man die DFB-Oberen nicht für naiv hält, muss man vermuten, dass sie insgeheim nur sehnlichst auf die nächsten Ausschreitungen von Fans warten, die in ihrer Ohnmacht, sich wirksam zu wehren, alle Regeln über den Haufen werfen.
Uns macht es, im Gegensatz zur DFB-Führung, Sorge.
ProFans, im Februar 2020