Pressemitteilung - 2. März 2015
ProFans & AG Fananwälte fordern Abschaffung des 9-Punkte-Plans
Das Bündnis ProFans und die AG Fananwälte lehnen das 9-Punkte-Papier ab und fordern den DFB und hierbei namentlich Herrn Vizepräsidenten Dr. Koch auf, die darin formulierten Leitlinien für die Sportgerichtsbarkeit zurückzunehmen. ProFans stellt dazu fest, dass das 9-Punkte-Papier an allen Fanbündnissen vorbei entwickelt und verabschiedet wurde. Hätten ProFans und die IG Unsere Kurve nicht kritisch beim DFB nachgefragt, wäre es nie zu einer Diskussion über die neuen Leitlinien für das DFB-Sportgericht gekommen. „Dies widerspricht massiv unseren Vorstellungen von einem ehrlichen Dialog zwischen Fans und Verbänden und stellt insgesamt die Frage, ob der DFB es mit dem Dialog überhaupt ernst meint“, so ProFans-Sprecher Alex Schulz. „Zumindest bei Teilen im DFB scheint die Einsicht immer noch nicht angekommen zu sein, dass Fans weitaus mehr sind als kommerziell vermarktbare Folklore.“
Ähnlich wie andere Interessenverbände sieht ProFans in dem 9-Punkte-Papier eine Sprengkraft, die zu großen Problemen zwischen Fans, Vereinen und Verbänden führen kann. Insbesondere die Forderung nach Denunziantentum innerhalb der Kurven und die Inregressnahme von Einzelpersonen für willkürliche und völlig unverhältnismäßige DFB-Sportgerichtsstrafen sind nicht akzeptabel und für ProFans auch nicht verhandelbar. Dazu Sig Zelt von ProFans: „Die vom Sportgericht verhängten Strafen korrespondieren nicht mit tatsächlich entstandenen Schäden und operieren außerhalb der ordentlichen Rechtsprechung in Deutschland. Sie übersteigen häufig die Strafen ordentlicher Gerichte um ein Vielfaches. Für die Betroffenen kann das existenzvernichtend sein.“ Gerade der DFB als gemeinnütziger Verein darf hier nicht seine Verantwortung für viele Tausende junge und leidenschaftliche Fußballfans aus den Augen verlieren.“
ProFans weist daraufhin, dass jeder Verein die Möglichkeit hat, seine Interessen im Rahmen der staatlichen Gerichtsbarkeit wahrzunehmen. Beschuldigte haben so die Möglichkeit ihre Interessen selber zu vertreten und eventuelle Strafen entsprechen dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit und den wirtschaftlichen Möglichkeiten der Beschuldigten. Neben einer völlig intransparenten Entscheidungsfindung und Strafzumessung berücksichtigt die DFB-Sportgerichtsbarkeit diese Aspekte eben nicht. Die Strafe für Rot-Weiß Erfurt im Zusammenhang mit einer Anschlussveranstaltung nach einem Freundschaftsspiel zeigt zudem, dass der DFB auch Angelegenheiten verhandelt, die überhaupt nicht in die Zuständigkeit des Sportgerichts fallen. “Dass in Erfurt der Verein mit seinen Fans eine legale Möglichkeit einer Pyroaktion gesucht und gefunden hat, war dem DFB offenbar ein Dorn im Auge. Seit die Verbandsspitzen 2012 das Thema für beendet erklärt haben, passen alternative Konzepte für ein kontrolliertes Abbrennen von Pyrotechnik nicht mehr ins Bild. Die harte Strafe soll vermutlich andere Vereine von ähnlich konstruktiven Projekten abschrecken”, sagt Jakob Falk von ProFans.
Auch die AG Fananwälte hat Bedenken bezüglich der Rechtmäßigkeit der Regressforderung für DFB Sportgerichtsstrafen. „Gerade vor dem Hintergrund der von der ordentlichen Gerichtsbarkeit gesprochenen Urteile in Sachen SV Wilhelmshaven gegen den DFB und Pechstein gegen den Eislauf-Weltverband erscheint es fraglich, ob Sportgerichtsurteile rechtmäßig sind und zivilrechtlich gegen Privatpersonen durchsetzbar sind“, so Rechtsanwalt Tobias Westkamp von der AG Fananwälte. Die AG Fananwälte weist daraufhin, dass die bisherige Rechtsprechung in Deutschland keinen Freibrief für den DFB erteilt. Vielmehr ist es so, dass es bis jetzt kein höchstrichterliches Urteil gibt und die Gerichte bis dato unterschiedlich urteilten. Dazu Rechtsanwalt Tobias Westkamp: „Entgegen der Darstellung der Verbände besteht hier eine große Rechtsunsicherheit und es ist fraglich, ob die Weitergabe von Verbandsstrafen an Privatpersonen zulässig ist.“
Neben diesen rechtlich unsicheren Aspekten bleibt zusammenfassend fest zu halten, dass der DFB mit dem 9-Punkte-Papier weiter an der Abschaffung von Freiräumen und lebendigen Fantribünen arbeitet um ein steriles, vermarktungsfreundliches Medienprodukt voranzutreiben.
ProFans im März 2015