Selbstverständnis

Stand Juli 2014

ProFans

Das unabhängige Bündnis „ProFans“ sieht sich als bundesweite Interessenvertretung für aktive Fan- und Ultragruppen in Deutschland. Das vordergründige Ziel der gemeinsamen Arbeit ist der Einsatz zum Erhalt der Fankultur, die uns allen am Herzen liegt. Dabei dient ProFans in erster Linie als:

– Austausch-Forum über die Situation in den Fan- und Ultraszenen an den verschiedenen Standorten
– Plattform für Organisation und Koordination von gemeinsamen, fanszeneübergreifenden Aktionen in und außerhalb der Stadien („Getrennt in den Farben, vereint in der Sache“)
– Repräsentation der aktiven Fanszenen im auf Augenhöhe geführten Dialog mit relevanten Vertretern im Fußballbereich (z. B. Verbände, Wissenschaft, Politik)
– fanszenenübergreifendes Sprachrohr in den Medien mit dem Ziel koordinierter aufklärungsorientierter Öffentlichkeitsarbeit
– Austausch und Zusammenarbeit mit Fanorganisationen

Unser Leitfaden

Als Leitfaden unserer fanpolitischen Arbeit dienen nachfolgend zum sogenannten „8-Punkte-Plan“ von 2009 (http://www.profans.de/8-punkte-plan) seit Juli 2014 die unten beschriebenen Ziele und Schwerpunktthemen.

Unser Grundkonsens

Uns ist es, besonders nach den jüngsten Versuchen von Einflussnahme durch (organisierte) Nazis und Rassisten auf Fankurven in Deutschland, sehr wichtig darauf hinzuweisen, dass 2009 auf dem angesprochenen Treffen in Hannover ebenfalls ein lang diskutierter „antirassistischer Grundkonsens“ aller bei ProFans angeschlossenen Gruppen endgültig festgehalten wurde, der eine entscheidende Grundvoraussetzung für die Mitarbeit bei ProFans darstellt. Darüber hinaus wird erwartet, dass Gruppen, die neu zu ProFans dazukommen und aktiv mitarbeiten wollen, die grundsätzlichen Zielvorstellungen (8-Punkte-Plan) teilen und mithelfen diese umzusetzen. Unser Einsatz bei ProFans wird ausdrücklich vereinsübergreifend organisiert. Sämtliche Rivalitäten zwischen den verschiedenen Gruppen und Szenen sind zum Wohle der Sache hinten anzustellen. Dabei ist sicherlich auch ein gewisser selbstkritischer Blick auf die eigene Gruppe/Fan- oder Ultraszene von Nöten, um unsere Ziele nicht durch Unvorsichtigkeit, unnötige Provokation o. ä. zu gefährden.

Ziele und Forderungen

Im Sommer 2014 haben sich die an ProFans beteiligten Fan- und Ultras-Gruppen in Osnabrück getroffen und über die Ausrichtung und Ziele unseres Bündnisses gesprochen. Die zentralen Punkte und unsere wichtigsten Forderungen haben wir im Folgenden zusammengefasst.

Fans und Fankultur sind ein unverzichtbarer Bestandteil des Fußballs. ProFans unterstützt die Interessen von Fußballfans, die – daheim wie auch auswärts – eine stimmungsvolle, bunte, laute, bewegte und emotionale Stadionatmosphäre tragen, welche die Mannschaft des eigenen Vereins lautstark und ideenreich unterstützen und die Schwächen des sportlichen Gegners augenzwinkernd aufs Korn nehmen. ProFans unterstützt die Fans in ihrem Bestreben, Fußballbegegnungen damit auch zu einem eindrucksvolleren, interessanteren und schöneren Erlebnis für “normale” Zuschauer in den Stadien und am Fernseher werden zu lassen. Unserem Verständnis nach ist diese Fankultur ein unverzichtbares Element des Fußballs. Ohne sie ist der Fußball, wie ihn heute Millionen lieben, nicht denkbar, und wir werden für den Erhalt dieser Fankultur kämpfen. Fußballfans sind kein Sicherheitsrisiko sondern Teil des Fußballs und wollen als solche auch verstanden und akzeptiert werden!

Spielansetzungen

Mit Bedauern stellen wir fest, dass unter anderem bei der Festlegung der Anstoßzeiten ausschließlich die Interessen der Fernsehsender berücksichtigt und die Interessen der Fans, vor allem derer, die ihre Mannschaft auch auswärts unterstützen, vernachlässigt werden. Es ist nicht hinnehmbar, dass Schlachtenbummler an einem Freitag oder Montag Strecken von über 300 km bewältigen müssen, damit sie ihren Verein auswärts anfeuern können. Ein weiteres Thema sind die Terminierungen der Spieltage, welche oftmals extrem kurzfristig und blockweise veröffentlicht werden. Planungen von Auswärtsfahrten werden somit erheblich erschwert. Wir fordern die Verantwortlichen auf, bei den Spielansetzungen und Terminierungen die Interessen der Fußballfans mit einzubeziehen!

Verbandsstrafen

In den letzten Jahren, jedoch spätestens im Zuge der Sicherheitsdebatte 2012, ist dieses Thema vermehrt auf die Tagesordnung aller Beteiligten gekommen. Der Druck, der durch die finanzielle Belastung auf die Vereine ausgeübt wird, erfährt in nicht wenigen Fällen eine Weiterleitung auf deren Fußballfans. Somit werden durch die, oftmals auch medial begleitete, Sanktionierung der Vereine durch die Sportgerichtsbarkeit verschiedene Drucksituationen auf ganze Fankurven ausgeübt. Eine auch in diesem Zusammenhang durch die Verbände versuchte Spaltung in „gute“ und „böse“ Fußballfans wird von ProFans so nicht hingenommen. Der nächste Schritt, Fußballfans für vermeintliches „Fehlverhalten“ in Regress zu nehmen, wurde von einigen Vereinen schon in die Praxis umgesetzt. Dies mit freundlicher Unterstützung des DFB, der diese Praxis im Rahmen eines „9-Punkte-Plans“ Anfang 2014 schriftlich fixiert hat. Ob es nun um einen ersichtlichen Rahmen für die Vereinssanktionierungen, Rechtsprechungen für die Weitergabe von Regressstrafen oder die Hinnahme von Existenzverlusten geht… nichts davon scheint die Verantwortlichen derartiger Maßnahmen zu interessieren.
Es liegt uns fern, Situationen zu bagatellisieren, die dem Fußball auch nach unserer Sicht Schaden zufügen, jedoch stellt sich hier die Frage, nach welcher Definition die Verbands- und Vereinsfunktionäre und ab wann die Fußballfans derartige Situationen als schädlich bezeichnen. Denn auch im Zusammenhang mit Verbandsstrafen werden wir nicht müde zu betonen, dass wir einen verantwortungsvollen Umgang mit Pyrotechnik, der eine beeindruckende Atmosphäre erzeugen kann, als Teil der Fankultur befürworten. Nach wie vor sehen wir keinen Zusammenhang von kontrollierten Pyroshows in den Fankurven mit Gewalt und Hooliganismus und verwehren uns gegen eine derartige verantwortungslose Gleichsetzung!

Fanutensilien

Eine bunte, kreative und laute Fankultur, die auch selbstregulierend tätig werden kann, braucht Freiheit. Heute sehen sich die Fans bei der kreativen Entfaltung mittels Choreographien, aber auch bei alltäglichen Fangegenständen wie Trommeln, Fahnen, Doppelhaltern oder Megaphonen unsinnigen und willkürlichen Einschränkungen ausgesetzt. Eine freie Meinungsäußerung mittels Flugblättern und Spruchbändern wird oft eingeschränkt, zensiert oder ganz verboten. All dies bedroht nicht nur eine freie und eigenverantwortliche Fankultur sondern sorgt vor allem bei jugendlichen Fans für Unverständnis und Frustration. Trommeln, Fahnen, Doppelhalter, Megaphon und Zaunfahnen gehören zur Fankultur wie das Anfeuern der eigenen Mannschaft! Es ist nicht hinnehmbar, dass unterschiedliche Auffassungen unter den Vereinsfunktionären zum Thema Fankultur eine generelle Freigabe von Fanutensilien unmöglich erscheinen lässt. Wir fordern eine Freigabe aller Fanutensilien für Fußballfans entsprechend den Empfehlungen der AG Fanbelange/Fanarbeit des DFB!

Es ist notwendig, jetzt zu handeln! Nur zusammen können wir etwas erreichen. ProFans ist ein Bündnis verschiedenster Fan- und Ultras-Gruppen und arbeitet als Netzwerk. Wir sehen es als unverzichtbar an, uns als Fans jetzt Gehör zu verschaffen und für unsere Interessen einzutreten. Bei uns sind alle Fans willkommen, die diese Grundsätze und Ziele mit uns teilen. Kein Platz hingegen ist in unseren Reihen für Nazis und Rassisten.